Mittwoch, 17. August 2022

Daniel Loebs Engagement in Disney / Performance in der NZZ

Im Artikel über Daniel Loeb (https://www.nzz.ch/wirtschaft/daniel-loeb-ein-aktivist-heizt-den-streaming-krieg-an-ld.1698184) wird das Engagement von Daniel Loeb bei Disney gelobt. Insbesondere wird darauf hingewiesen, dass er sein Vermögen in den letzten 10 Jahren verdoppelt hätte. Das klingt super, doch hätter er sein Vermögen besser in einen ETF auf den S&P 500 investiert, welcher sich in der selben Periode verdreifacht hat.

Bloomberg News ist übrigens kritischer bezüglich Loebs Engagement 



(https://www.youtube.com/watch?v=FG51mkVCcNE).


Donnerstag, 3. Februar 2022

Börsen-Interview Handelszeitung 03.02.22


Wie stark beschäftigt die Corona-Krise die Finanzmärkte noch?

Corona selbst ist weniger das Thema als die Inflation als Folge davon. Die Märkte sind mit der anziehenden Geldpolitik des US-Fed beschäftigt. Sie erwarten nun dieses Jahr fünf statt drei Zinserhöhungen. Höhere Zinsen drücken vor allem auf US-Wachstumsaktien und damit auf die besten Performer des letzten Jahres. Zahlreiche Marktteilnehmer sehen einen Wechsel von Growth zu Value Aktien. Für Aufregung sorgt zudem die Ukraine-Krise.

 

Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?

Die Aktien sind vor zwei Wochen stark gefallen und haben wahrscheinlich nach unten überschossen. Ich denke, dass die Börse von diesem überverkauften Niveau kurzfristig Potential hat.

 

Wo steht der SMI in zwölf Monaten?

Die Aktien des SMI sind auch nach der Korrektur immer noch stolz bewertet, weshalb wir nicht mit zweistelligen Kursgewinnen rechnen können. Zuviel Gutes wurde letztes Jahr vorweggenommen. Es besteht allerdings keine Alternative als in Aktien zu investieren. Ich rechne deshalb mit einer einstelligen Performance und einem Punktestand von etwa 12'700. 

 

Meta (vormals Facebook) ist nach Bekanntgabe der Quartalszahlen um 20% gefallen. Was ist geschehen?

Während die Zahlen des letzten Quartals gut waren, sind die Gewinnaussichten wegen starker Konkurrenz durch Tiktok und Google/YouTube gesunken. Hinzu kommt, dass 80% der iPhone-Nutzer das Tracking durch Apps abschalten. Erst in zwei bis drei Jahren hofft Meta mittels enormer Investitionen mit VR neues Wachstum zu generieren.

 

Mit dem Start der Olympischen Winterspiele ist China im Scheinwerferlicht der Weltöffentlichkeit. Sprechen wir statt über Sport über die Märkte: Empfiehlt es sich, auf China zu setzen?

China drosselt seine Wirtschaft wegen seiner Immobilienblase, weshalb sich chinesische Titel schlecht entwickelten. Hinzu kommen die mögliche Dekotierung der chinesischen Techaktien in den USA und der Regulierungsdruck des Techsektors in China. Die schwache Kreditvergabe hat sich zwar etwas verbessert, doch ist es noch zu früh, auf den chinesischen Markt zu setzen.

 

Die Energiepreise sind im Hoch. Wie können Anlegerinnen und Anleger von dieser Entwicklung profitieren?

Ölfirmen können aufgrund des hohen Ölpreises hohe Gewinne verzeichnen. Weiter wurden sie im Trend hin zu sauberer Energie abgestraft. Ihre Bewertungen sind deshalb sehr tief und sie verfügen über stolze Dividendenrenditen. Es spricht daher Vieles für ein Engagement über die kommenden Monate, allerdings fehlt das Potential für eine langfristig solide Performance. Ein Engagement erfolgt direkt in Aktien von BP, Exxon etc. oder über Sektor ETF. 

 

Wie attraktiv sind Schweizer Immobilienfonds und Immobilienaktien derzeit bewertet?

Was für eine Haltung empfehlen Sie zu Gold?

Immobilien sind heute basierend auf dem Zinsniveau fair bewertet. Es ist schwierig bei den heutigen Immobilienpreisen und den tiefen Renditen euphorisch zu sein. Auch bei Gold sehe ich wenig Potential, da der Goldpreis von der Entwicklung der Realzinsen (Nominalzins minus Inflation) abhängt. Der steigende Realzins (zurzeit negativ), könnte daher eher schlecht für den Goldpreis sein. Im Sinne einer Diversifikation sollte jedoch jeder Investor sowohl Immobilien als auch in geringeren Masse Gold halten.

 

Die Kryptowährung Bitcoin ist weiter unter Druck. Folgt nach dem Crash bald wieder ein Höhenflug des neuen Geldmittels?

Seit zwei Jahren korreliert Bitcoin stärker mit dem Aktienmarkt und ist damit von der Börsenstimmung abhängig. Heute bestimmen spekulative Anleger den Kurs, welche dem bekannten Muster der Finanzmärkte «risk on / risk off» folgen. Kurzfristig könnte Bitcoin daher Auftrieb erhalten. Es bleibt spannend die künftige, aber ungewisse Entwicklung zu verfolgen.

 






Freitag, 23. Juli 2021

Börseninterview 23.07.21 in der Handelszeitung

 https://www.handelszeitung.ch/geld/ich-setze-auf-europa-us-aktien-sind-sehr-hoch-bewertet


Europa, Nordamerika oder Asien - welche der drei Börsenregionen dürfte sich im zweiten Halbjahr am stärksten entwickeln?

Ich setze im zweiten Halbjahr auf Europa, weil erstens die Bewertungen hier tiefer sind und zweitens die Wiedereröffnung zu steigenden Unternehmensgewinnen führen werden. Die Aktien sind in den  USA sehr hoch bewertet und bieten weniger Potenzial. China dürfte aufgrund seiner restriktiven Fiskalpolitik die Entwicklung in Asien im zweiten Halbjahr bremsen, weshalb in den nächsten 6 Monaten keine grossen Kursgewinne in Asien zu erwarten sind.

Die Börsen weltweit sind sehr stolz bewertet. Ist es deshalb ratsam, von einer passiven Anlagestrategie (via ETFs) verstärkt in eine aktive Strategie (Einzelaktien) zu wechseln? Was für ein Vorgehen schlagen Sie vor?

Ein ETF auf den MSCI World, der von den USA dominiert wird, ist tatsächlich stolz bewertet. Der Anleger kann aber durchaus auf ETFs in günstigeren Märkten setzen, wie zum Beispiel von europäischen Börsen oder den Sektoren Industrie und Finanz. Natürlich kann er auch in attraktive Einzelaktien investieren, allerdings sollte er genügend Analyse betreiben und genügend diversifizieren.

Wie sollen junge Schweizerinnen und Schweizer zwischen 18 und 40 Jahren für das Alter sparen - beziehungsweise: Wie viel Gewicht sollten sie dabei auf Aktienanlagen legen?

Da Aktien langfristig die höchsten Renditen abwerfen, sollten junge Anleger und Anlegerinnen mit einem sehr langen Anlagehorizont soviel Aktien wie möglich halten (100%). Von Leverage würde ich hingegen abraten, weil in einem Crash auf der Talsohle wegen Margin Call alles liquidiert werden muss und der Rebound dann verpasst wird. Zuviel Market-Timing würde ich ebenfalls nicht empfehlen, da nicht nur der Verkaufszeitpunkt sondern auch der Wiedereintritt perfekt erwischt werden muss, was meist nicht gelingt.

Nennen Sie uns bitte drei Themen, auf die man an der Börse setzen könnte - und beschreiben Sie, wie Sie dabei vorgehen würden.

Beim Value-Ansatz setzt man auf tief bewertete Titel. Zurzeit  wären dies europäische Industrie- und Finanzwerte. Der Growth-Ansatz bevorzugt Technologietitel vor allem in den USA. Ein anderes Thema ist die Überalterung der Gesellschaft, welches Chancen für den Gesundheitssektor bietet. Man kann alle diese Themen mittels ETFs, aktiven Fonds oder Einzeltitel umsetzen: Europäische Titel als Value-Play, Nasdaq-Titel als Growth-Play und Pharma- und US-Biotech-Titel für den demographischen Trend.

Wie stark beschäftigt die Corona-Krise die Finanzmärkte?

Global steigende Fallzahlen bereiten den Finanzmärkten zurzeit Sorgen, doch dank der Impfung sind die Folgen bisher gering (wenige Hospitalisationen und Todesfälle). Der wirtschaftliche Aufschwung ist damit vorerst nicht in Gefahr. Aber auch ein zu starker Aufschwung könnte Probleme mit sich bringen: Eine Überhitzung würde zu Inflation und höheren Zinsen führen. Zurzeit verzeichnet die USA einen starken Preisanstieg, es wird sich zeigen ob dieser vorübergehend ist. 


Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?

Trotz den jüngsten Korrekturen bin ich grundsätzlich positiv gestimmt. In den kommenden Sommerwochen wird das Handelsvolumen jedoch tief sein. Die täglichen Schwankungen können sehr gering sein, es ist aber auch möglich, dass kleine Transaktionsvolumen zu grosser Volatilität führen. 


Wo steht der SMI in zwölf Monaten?


Wir dürften in einem Jahr 12‘700 Punkte erreichen, obwohl heute die Kurse stolz bewertet sind. Treiber werden steigende Unternehmensgewinne sein, welche durch die Öffnung der Wirtschaft, hohe Ersparnisse und aufgestaute Nachfrage ermöglicht werden. Steigende Inflation und Zinsen oder erneute Lockdowns könnten den Aufschwung gefährden.


Freitag, 19. März 2021

Börseninterview 19.03.2021 Handelszeitung

 Börseninterview in der Handelszeitung

Die asiatischen Börsen haben im Vergleich mit europäischen Handelsplätzen letztes Jahr sehr gut abgeschnitten. Können Sie Investitionen in chinesische und andere asiatische Aktien derzeit empfehlen?

Die asiatischen Länder haben davon profitiert, dass sie die Corona-Krise wesentlich besser gemeistert haben als der Westen. Asien wird künftig wegen seinem grossen industriellen Sektor  vom Aufschwung der Weltwirtschaft profitieren. In China sind allerdings die Index-Schwergewichte Tencent, Alibaba und Baidu aufgrund von stärkerer Regulierung und höheren Zinsen in den USA unter Druck. Ich ziehe deshalb globale Industriewerte den chinesischen Aktien vor.

Die Weltwirtschaft kommt wieder in Gang – und im Zuge der Erholung haben sich Rohstoffe wie Öl, Kupfer oder Soja verteuert. Bahnt sich bei Rohstoffen eine Rally an?

Rohstoffe können von einer starken Weltwirtschaft am meisten profitieren. Zudem sind Minengesellschaften und Ölwerte historisch betrachtet sehr günstig. Die fossilen Energiewerte haben jedoch das Problem, dass sie durch die Wende hin zur alternativen Energie langfristig wenig Wachstumspotenzial bieten. Ich bevorzuge deshalb Minengesellschaften, auch weil verschiedene Metalle bei der Erzeugung und Nutzung von alternativen Energien vermehrt benötigt werden.

Die Zinsen von US-Staaspapieren sind seit Jahresbeginn am Steigen. Wie werden sich die Renditen von U.S.Treasury Bonds entwickeln – und was für eine Prognose machen sie zu den Zinsen europäischer Papiere wie Schweizer Bundesobligationen oder deutschen Bundesanleihen?

Die Zinsen der 10-jährigen US-Treasuries sind in den letzen 6 Monaten um 1.5% angestiegen, während sie im Euro und Schweizerfranken mit 0.3% etwas weniger zulegten. Ob sich dieser Trend fortsetzt, hängt von der Gefahr einer Überhitzung der US-Wirtschaft ab. Im nächsten Jahr könnte sich dort die Inflation vorübergehend durchaus zwischen 2% bis 3% bewegen. Darüber hinaus sehe ich aber noch keine Gefahr von stark ansteigender Inflation und Zinsen, da reichlich Überkapazitäten und Unterbeschäftigung bestehen.

 Sie äusserten sich in der Vergangenheit skeptisch zu Investitionen in Bitcoin. Haben Sie Ihre Meinung zu der Kryptowährung inzwischen geändert – mit Blick auf die Aufwertung von Bitcoin auf aktuell über 60'000 Dollar?

Es ist unmöglich einen Fair Value für Bitcoin zu berechnen, da er keinen Cash Flow generiert wie z.B. Anlagen in Aktien. Ich bin daher nach wie vor skeptisch eingestellt. Bitcoin kann aber aufgrund von begrenztem Angebot und steigender Nachfrage weiter ansteigen. Es wird auch argumentiert, dass Gold ebenfalls keinen Cash Flow generiere, wobei anzumerken ist, dass Gold seit 6‘000 Jahren Vertrauen geniesst. Eine Allokation von wenigen Prozenten des Vermögens in Bitcoin ist durchaus vertretbar. Problematisch wird es, wenn Kleinsparer mit einem grossen Teil ihres Vermögens mit Bitcoin spekulieren.

Blicken wir auf das allgemeine Geschehen an den Börsen:
Wie stark beschäftigt die Corona-Krise die Finanzmärkte?

Die Finanzmärkte gehen davon aus, dass die Corona-Krise in wenigen Monaten vorüber sein wird. Schwierigkeiten mit der Immunität durch neue Corona-Mutationen könnten aber eine vollständige Öffnung der Wirtschaft verzögern.
Die Märkte sind bereits mit der Frage beschäftigt, wann die Zinsen in den USA aufgrund einer Überhitzung der Wirtschaft erhöht werden müssen. Steigende Zinsen wären schlecht für Obligationen und Wachstumswerte wie Technologie-Aktien. 

Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?

Die Schweizer Börse dürfte sich insgesamt seitwärts entwickeln, weil die defensiven Indexschwergewichte aus den Sektoren Nahrungsmittel und Pharma in einem Aufschwung unterdurchschnittlich zulegen. Mittel- und kleinkapitalisierte Werte dürften hingegen stärker steigen, da sie konjunktursensitiver sind. 

Wo steht der SMI in zwölf Monaten?

Der SMI wird sich leicht positiv entwickeln: Die defensiven Werte werden den SMI weiterhin bremsen, während die zyklischen Finanz- und Industriewerte wesentlich höher notieren dürften. Da diese aber im Index wenig Gewicht haben, gehe ich davon aus, dass der SMI lediglich auf 11‘700 Punkte ansteigen wird.

Die Weltwirtschaft kommt wieder in Gang – und im Zuge der Erholung haben sich Rohstoffe wie Öl, Kupfer oder Soja verteuert. Bahnt sich bei Rohstoffen eine Rally an?

Rohstoffe können von einer starken Weltwirtschaft am meisten profitieren. Zudem sind Minengesellschaften und Ölwerte historisch betrachtet sehr günstig. Die fossilen Energiewerte haben jedoch das Problem, dass sie durch die Wende hin zur alternativen Energie langfristig wenig Wachstumspotenzial bieten. Ich bevorzuge deshalb Minengesellschaften, auch weil verschiedene Metalle bei der Erzeugung und Nutzung von alternativen Energien vermehrt benötigt werden. 

Sie äusserten sich in der Vergangenheit skeptisch zu Investitionen in Bitcoin. Haben Sie Ihre Meinung zu der Kryptowährung inzwischen geändert – mit Blick auf die Aufwertung von Bitcoin auf aktuell über 60'000 Dollar?

Es ist unmöglich einen Fair Value für Bitcoin zu berechnen, da er keinen Cash Flow generiert wie z.B. Anlagen in Aktien. Ich bin daher nach wie vor skeptisch eingestellt. Bitcoin kann aber aufgrund von begrenztem Angebot und steigender Nachfrage weiter ansteigen. Es wird auch argumentiert, dass Gold ebenfalls keinen Cash Flow generiere, wobei anzumerken ist, dass Gold seit 6‘000 Jahren Vertrauen geniesst. Eine Allokation von wenigen Prozenten des Vermögens in Bitcoin ist durchaus vertretbar. Problematisch wird es, wenn Kleinsparer mit einem grossen Teil ihres Vermögens mit Bitcoin spekulieren. 

Die Zinsen von US-Staaspapieren sind seit Jahresbeginn am Steigen. Wie werden sich die Renditen von U.S.Treasury Bonds entwickeln – und was für eine Prognose machen sie zu den Zinsen europäischer Papiere wie Schweizer Bundesobligationen oder deutschen Bundesanleihen?

Die Zinsen der 10-jährigen US-Treasuries sind in den letzen 6 Monaten um 1.5% angestiegen, während sie im Euro und Schweizerfranken mit 0.3% etwas weniger zulegten. Ob sich dieser Trend fortsetzt, hängt von der Gefahr einer Überhitzung der US-Wirtschaft ab. Im nächsten Jahr könnte sich dort die Inflation vorübergehend durchaus zwischen 2% bis 3% bewegen. Darüber hinaus sehe ich aber noch keine Gefahr von stark ansteigender Inflation und Zinsen, da reichlich Überkapazitäten und Unterbeschäftigung bestehen.


Freitag, 29. Januar 2021

Börseninterview 29.01.2021 Handelszeitung

Börseninterview in der Handelszeitung 

Covid-19-Impfstoff-Hersteller wie BioNtech, Moderna oder Novavax sind letztes Jahr an der Börse hochgeschossen. Droht bei solchen Unternehmen der Kurszerfall, sobald die Pandemie abflacht?

Gut möglich, dass diesen Titeln nach den Kursprüngen kurzfristig eine Korrektur droht. Allerdings haben diese Biotechnologie-Firmen mit der raschen Entwicklung von hochwirksamen Impfstoffen gezeigt, welche Möglichkeiten in ihrer Technologie steckt. Es besteht nun die berechtigte Hoffnung, dass diese Erkenntnisse auch gegen andere Krankheiten wie beispielsweise Krebs oder HIV eingesetzt werden können. Der Sektor hat langfristig grosses Potential.


Auch der E-Autokonzern Tesla gehört zu den Stars des Börsenjahrs 2020. Wie sehen Sie die Zukunft des Unternehmens, nun da Tesla zunehmend unter Druck kommt von etablierten Herstellern wie VW und Startups wie Nio?

Der Aktienkurs ist mittlerweile so stark angestiegen, dass die Marktkapitalisierung so gross ist, wie die der folgenden sechs grössten Automobilhersteller zusammen. Tesla hat auf der Produktebene unbestritten grossen Erfolg, aber die Gewinnmarge ist zu tief und Verluste können nur durch den Verkauf von CO2-Zertifikaten vermieden werden. Die Konkurrenz wird zudem in ein paar Jahren technologisch aufholen und Teslas Wachstum bremsen. Übertreibungen in den Technologieaktien werden nicht zuletzt durch die laxe Geldpolitik ermöglicht.

Diese Woche hat die UBS ihre Jahreszahlen präsentiert, in drei Wochen wird die Credit Suisse das Ergebnis vorlegen. In welchem Zustand sehen Sie die beiden Grossbanken zum Jahresstart?

Die beiden Grossbanken sind aufgrund der stabilen Erträge im Vermögensverwaltungs- und im Hypothekargeschäft in einem sehr guten Zustand hinsichtlich Gewinn und Eigenkapital. Freilich dürften die grossen Gewinne des Investment Bankings in diesem Jahr wegen geringerer Marktvolatilität geringer ausfallen wie 2020 und die Negativzinsen sind weiterhin schwer verdaubar, weshalb versucht wird, diese zunehmend den Kunden weiterzugeben.
Mittels Digitalisierung bemühen sich die Banken ihre Kosten langfristig zu senken, wobei die grossen Institute stärker von Skaleneffekten profitieren können.

Grüne Anleihen sind laut einer neuen Studie des Verbandes Climate Bonds Initiative (CBI) weltweit beliebt wie nie. Was halten Sie grundsätzlich von nachhaltigen Wertpapieren – und gibt es in der Schweiz Möglichkeiten, in solche Titel zu investieren?

Grüne Anleihen sind ein wichtiger Schritt hin zu nachhaltigeren Anlagen und werden von den Schweizer Banken angeboten. Ihr Anteil an den emittierten Obligationen wird kontinuierlich wachsen. Zurzeit besteht jedoch das Problem, dass Anleihen allgemein stark überbewertet sind und ein sehr ungünstiges Rendite-/Risikopotential aufweisen. Generell rate ich daher zurzeit von Anlagen in festverzinslichen Papieren ab.

Kommen wir zum allgemeinen Börsengeschehen: Wie stark beschäftigt die Corona-Krise die Finanzmärkte?

Die Finanzmärkte sind seit Oktober, als Pfizer den Start der globalen Impfkampagne auf den Dezember ankündigte, davon überzeugt, dass das Ende der Pandemie absehbar ist. Seither haben konjunktursensitive Titel die Führung übernommen. Für weiteren Schub sorgen die expansive Geld- und Fiskalpolitik, wobei ein Scheitern des Konjunkturpaketes von US-Präsident Biden für Unruhe sorgen würde. Ebenfalls ist es für die Märkte wichtig, dass die globale Impfkampagne dieses Jahr durchschlagenden Erfolg hat.

Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?

Konjunktursensitive Werte werden sich weiterhin sehr gut entwickeln, während die defensiven Marktschwergewichte Nestlé, Novartis und Roche kurzfristig kein Kursfeuerwerk liefern können. Ich rechne deshalb insgesamt mit einer leicht positiven Tendenz.

Wo steht der SMI in zwölf Monaten?

Schweizer Aktien sind sehr attraktiv, da Sie gegenüber Obligationen eine hohe Risikoprämie bieten. Zudem wirkt die Geld- und Fiskalpolitik stark unterstützend, weshalb ein Kursziel von 11'800 Punkten realistisch ist.



Freitag, 25. September 2020

Börseninterview 25.09.2020 Handelszeitung

https://www.handelszeitung.ch/unternehmen/ubs-interessanter-ware-ein-zusammengehen-mit-barclays

Wie stark beschäftigt die Corona-Krise die Finanzmärkte?

Die Märkte haben anfangs Woche nervös auf die steigende Zahl der Corona-Fälle in Europa reagiert. Zudem lässt das Stimuluspaket der US-Regierung auf sich warten. Nach einer Beruhigung hat sich der Fokus dann auf die hochbewerteten Technologie-Aktien verschoben, bei welchen nach Enttäuschungen Verluste hingenommen werden mussten.

 

Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?

Die Schweizer Börse dürfte sich kurzfristig - trotz der Unsicherheiten und den hohen Bewertungen - seitwärts bewegen, da sie durch das grosse Gewicht an Pharma- und Nahrungsmittelwerten einen defensiven Charakter hat.

 

Wo steht der SMI in zwölf Monaten?

Die Notenbanken werden die Märkte weiterhin mit viel Liquidität unterstützen, und ermöglichen so hohe Bewertungen. Viel hängt weiter von der Entwicklung der Pandemie und den fiskalischen Unterstützungsprogrammen ab. Vorausgesetzt wir haben 2021 einen wirkungsvollen Impfstoff zur Verfügung und die Wirtschaft wird weiter gestützt, werden wir 11‘000 Punkte in einem Jahr überschreiten.

 

Der E-LKW-Hersteller Nikola ist an der Börse auf Abwärtskurs. Wie schlimm steht es um den zum Tesla-Rivalen stilisierten US-Konzern?

Der Vorwurf, dass Nikola über keinerlei Technologie verfügt, konnte bislang nicht entkräftet werden und inzwischen ermittelt auch die SEC. Positiv ist, dass der umstrittene Präsident Trevor Milton zurücktrat und seine Stelle ein Ex-Manager von GM übernahm. Partner GM bestätigt zudem, dass sie Nikola eingehend geprüft hätten. Sollten GM und andere Partner wie Bosch jedoch das Vertrauen verlieren, wären die Aussichten für Nikola sehr schlecht.

 

Der Sommer ist vorbei, wir steuern auf das Jahresende zu. Wie düster ist die Zwischenbilanz nach einem halben Jahr Pandemie – wie präsentiert sich die Situation an Börsen, in Unternehmen und in der Gesamtwirtschaft?

Die Börsen wurden durch die Liquitätsschwemme der Zentralbanken beflügelt und haben sich gut erholt. Wie erwähnt ist die Wirtschaft noch auf staatliche Unterstützung angewiesen, wobei die wirtschaftliche Situation je nach Branche unterschiedlich ist: Die IT-Unternehmen haben von der Pandemie profitiert, während die Industrie nach dem tiefen Einbruch wieder an Schwung gewinnt. Die Reise- und Event-Branche werden sich hingegen nicht so schnell erholen.

 

Die Führung der UBS liebäugelt mit einer Fusion oder einer Übernahme einer anderen Grossbank – als Kandidatinnen kommen offenbar die Credit Suisse, Deutsche Bank, Barclays und weitere infrage.
Wie wahrscheinlich ist eine solcher Mega-Deal der grössten Schweizer Bank?

Eine Fusion von UBS und Credit Suisse würde für die Schweiz ein grosses Klumpenrisiko darstellen, weshalb die Finma für die neue Bank mehr Eigenkapital vorschreiben dürfte. Dazu kommen noch wettbewerbspolitische Einwände. Die Deutsche Bank ist vor allem im volatilen Investment Banking tätig, welches die UBS in den letzten zehn Jahren stark abgebaut hat. Interessanter wäre ein Zusammengehen mit Barclays, welche breiter aufgestellt ist und die UBS besser ergänzen würde.

 

Welche Mischung sollte das Portfolio einer durchschnittlichen Anlegerin heute aufweisen – wie viel Platz räumen Sie den Aktien ein, wie würden Sie Gold, Immobilien und Obligationen gewichten?

Eine Anlegerin mit einem Anlagehorizont von sieben bis zehn Jahren sollte einen wesentlichen Anteil in Sachwerte investieren, da diese langfristig das grösste Wachstum generieren: Aktien 50%, Immobilien 5% und Gold 5%. Obligationen, früher der stabile Kern eines Portefeuilles, müssen mit 20% stark untergewichtet werden, da deren Rendite-/Risikoverhältnis heute sehr ungünstig ist. Der Anteil an Liquidität ist daher mit 20% entsprechend hoch.

 

 

Freitag, 17. Juli 2020

Börseninterview vom 17.072020 in der Handlszeitung

https://www.handelszeitung.ch/unternehmen/die-tesla-aktie-wurde-den-letzten-tagen-zu-stark-hochgetrieben

Wie stark beschäftigt die Corona-Krise die Finanzmärkte?

Nachrichten von Erfolgen in der Impfstoffentwicklung trieben die Aktien in den letzten Tagen nach oben. Die steigenden Fallzahlen in Nord- und Südamerika beindrucken die Märkte indes wenig. Interessant dürften auch die in den nächsten Wochen publizierten Unternehmenszahlen für das zweite Quartal sein. Diese werden Klarheit über die Folgen des Lockdowns auf Unternehmensebene schaffen.

 

Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?

Nach der rasanten Erholung fehlt der Börse kurzfristig der Impuls für grosse Avancen. Ich nehme daher an, dass die Börse auf hohem Niveau seitwärts verläuft. Die hohe Bewertung kann bei Enttäuschungen jedoch zu herben Rückschlägen führen.

 

Wo steht der SMI in zwölf Monaten?

Die enormen Rettungspakete dürften in den kommenden Monaten auch die konjunktursensitiven Werte des SMI beflügeln, während Schwergewichte Nestlé, Novartis und Roche nur leicht zulegen werden. Ich rechne daher mit einem Indexstand über 11‘000 Punkten.

 

Der Kurs von Tesla erreicht seit Tagen neue Rekordstände. Ergibt der Höhenflug des E-Auto-Konzerns an der Börse Sinn?

Obwohl Tesla den traditionellen Autobauern technisch voraus ist, wurde die Aktie in den vergangenen Tagen zu stark hochgetrieben. Die Käufer richten sich nicht nach Fundamentaldaten, sondern nach einer Vision eines global dominierenden Automobilherstellers. Diese Entwicklung ist zwar nicht unmöglich aber wenig plausibel. Persönlich würde ich die Aktie nicht auf diesem hohen Niveau kaufen, da eine technische Korrektur der überkauften Aktie wahrscheinlich ist.

 

Auch Gold wertet sich laufend auf. Ist das Edelmetall derzeit zu teuer?

Es gibt Prognosen, dass in zwei bis drei Jahren die Inflation aufgrund der massiven Hilfsprogramme ansteigen könnte. In einem solchen Umfeld würde der Goldpreis zu legen. Heute dürfte Gold fair bewertet sein und ich empfehle den Anlegern zwecks Diversifikation, eine Position von ca. 5% im Portefeuille zu halten. Grössere Kurssteigerungen erwarte ich in den kommenden Monaten jedoch nicht.

 

Welche Börsenplätze ausserhalb von Europa und den USA finden Sie interessant – und was sollten Anleger bei solchen Investments beachten?

Die asiatischen Börsen sind zurzeit interessant, da dort die Regierungen einerseits die Pandemie besser im Griff haben und andererseits konjunktursensitive Werte ein grosses Gewicht haben. Neben bekannten Einzeltiteln (z.B. aus Korea) kaufe ich auch Anlagefonds oder ETF. Dabei muss auf die Sektorgewichtung und auf die Gebühren geachtet werden.

 

 

Nächste Woche wird die UBS ihre Quartalszahlen präsentieren, Ende Monat folgt die Credit Suisse. Was für Zahlen erwarten Sie von den Grossbanken?

Im

Daniel Loebs Engagement in Disney / Performance in der NZZ

Im Artikel über Daniel Loeb ( https://www.nzz.ch/wirtschaft/daniel-loeb-ein-aktivist-heizt-den-streaming-krieg-an-ld.1698184 ) wird das Enga...