Samstag, 24. Juni 2017

Anlageperspektiven 3. Quartal 2017

Turbulente Politik 
Politische Börsen haben kurze Beine: In Zeiten von Donald Trumps Präsidentschaft und anderen Polit-Experimenten erhält dieses Bonmot Aktualität, denn obwohl in den Medien viel geschrieben wird, sorgen Schlagzeilen lediglich kurzfristig für Unruhe, haben aber langfristig keine Auswirkungen: So entwickelten sich die Aktienbörsen in den vergangenen 12 Monaten positiv obwohl die Politik mit dem Brexit und der Wahl Trumps sehr turbulent war. Die für die US-Börse interessante Steuerreform und die Lancierung eines Infrastrukturprogramms kommen zur- zeit nicht voran. Es scheint, dass Donald Trump im zweiten Quartal in der Realität des Washingtoner Politikbetriebs angekommen ist.

In Europa stehen in verschiedenen Ländern Parlamentswahlen an. Für die im September abgehaltenen Bundestagswahlen in Deutschland dürfte es keine Überraschungen geben. Im Gegensatz dazu stehen die Zeichen für die Wahlen in Italien im Jahr 2018 auf Veränderung. Ein grosser Teil der Italiener steht der EU und dem Euro skeptisch gegenüber. Mit Spannung dürfen die Wahlen und dessen Auswirkung auf die Währungsunion erwartet werden, denn im Gegensatz zu Griechenland oder Portugal gehört Italien zu den gewichtigen Kernländern der EU. Ein Ausscheiden Italiens aus dem Euro hätte schwerwiegende und nicht absehbare Folgen für die Gemeinschaftswährung.

Die Italiener mögen den Euro nicht
Italien ist das einzige Kernland des Euroraums, deren Bevölkerung den Euro ablehnt. Tatsächlich kann Italien nicht wie früher die Lira abwerten um an Wettbewerbsfähigkeit zu gewinnen. Allerdings könnte das Land Probleme wie überbordende Bürokratie und notleidende Bankkredite selbständig angehen.
Europäische Kommission


Global robustes Wirtschaftswachstum 
Historische Daten zeigen, dass die Wirtschaft für die Finanzmärkte viel wichtiger ist als die Politik. Das momentan moderate Wachstum und die tiefe Inflation bieten ein sehr günstiges Klima für die Finanzmärkte. Die globale Wirtschaft entwickelte sich in den vergangenen Monaten gut und auch die richtungsweisenden Frühindikatoren sind weiterhin positiv. Insbesondere die USA befinden sich seit längerer Zeit in einem Aufschwung und benötigen somit den Fiskalstimulus von Präsident Trump nicht. Dieser könnte sogar mittelfristig zu einem Überhitzen der Wirtschaft mit ansteigender Inflation und Zinsen führen. Die US-Wirtschaft wird somit nicht wesentlich durch den schleppenden Gang seiner legislativen Bemühungen tangiert.

US-Wirtschaft im Wachstum
Die US-Wirtschaft ist seit einem Jahr auf Wachstumskurs während in Europa die Konjunktur erst anläuft. Das Wachstum ist global noch nicht so ausgeprägt, dass es eine Inflation hervorrufen würde.
BCA Research
Auch in Europa gewinnt die Wirtschaft etwas verzögert an Fahrt: Tiefere Arbeitslosenzahlen, höheres Wirtschaftswachstum und steigende Gewinnmargen der Unternehmen sind die Folge. Einzig in Italien will die Konjunktur nicht richtig anspringen. Möglicherweise hängt dies mit dem grossen Umfang fauler Kredite der italienischen Banken zusammen. Die Banken sind so angespannt, dass sie kaum mehr Kredite vergeben können.

Ein weiterer globaler Risikofaktor ist die hohe Verschuldung chinesischer Unternehmen, welche wie ein Damoklesschwert über deren Finanzinstitutionen hängt. Obwohl die Verschuldung angegangen werden muss, würde die chinesische Wirtschaft in eine Rezession abgleiten, falls die Regierung zu hastig rigorose Massnahmen bei der Bekämpfung der Überschuldung anordnet. Denn wenn Finanzinstitute plötzlich viele Problemkredite ausweisen müssen, sinkt ihr Eigenkapital stark und damit ihre Fähigkeit Kredite zu gewähren. Insgesamt müssen wir jedoch damit rechnen, dass der Wirtschaftsmotor China inskünftig die globale Konjunktur aufgrund schwachen Kreditwachstums nicht mehr so stark anschieben kann.

Ist China in einer Schuldenfalle?
Rasches Wachstum von Chinas Unternehmensschulden und sich verlangsamendes Wachstum rufen schlechte Erfahrungen in Japan, Thailand und Spanien in Erinnerung. Chinas Regierung muss nun die Schuldenkrise lösen, ohne eine grosse Arbeitslosenquote zu verursachen.
IWF
Zinsen steigen langsam an
Das robuste Wirtschaftswachstum hat eine Kehrseite: Es lässt früher oder später die Inflationserwartungen ansteigen. Die US-Notenbank erhöhte deshalb Mitte Juni die Leitzinsen um 0,25%. Zudem legte sie einen Plan vor, die durch das Quantitative Easing (Anleihenkaufprogramm) aufgeblähte Bilanz des Fed zu reduzieren. Diese Massnahmen wurden an den Märkten lange erwartet und mehrheitlich gut aufgenommen. Das Fed wird ihre ultraexpansive Geldpolitik zurückfahren, doch wird sie dies langsam und vorsichtig umsetzen. Sie will keinesfalls das Wirtschaftswachstum abwürgen oder Störungen am Markt verursachen.

Babyschritte
Das Fed hat in den letzten Monaten begonnen die Leitzinsen zu erhöhen. Weitere Schritte werden folgen. Dabei geht es sehr vorsichtig vor, um das Wirtschaftswachstum nicht abzuklemmen.
Fed





Die Europäische Zentralbank ist hingegen noch weit davon entfernt ihre geldpolitischen Zügel anzuziehen. Präsident Mario Draghi bestätigte, dass die Deflationsgefahr gebannt sei, doch betont er stets, das Quantitative Easing auszuweiten, sollte dies nötig sein. Dank der EZB konnte Italien trotz steigender Verschuldung und abnehmender Kreditqualität Schuldzinsen einsparen. Die EZB wird folglich sehr behutsam vorgehen: Einerseits will sie durch ein gemächliches Umschwenken der Geldpolitik verhindern, dass Turbulenzen entstehen und Zinsen stark ansteigen. Andererseits will sie die südlichen Peripherieländer unterstützen und so ein Auseinanderbrechen der EU verhindern. Höhere Zinsen sind deshalb erst in einigen Jahren zu erwarten. Da die Schweizerische Nationalbank stark von der EZB beeinflusst wird, ist nicht zu erwarten, dass die Zinsen im Schweizerfranken kurzfristig steigen werden. Sie wird sich weiterhin im Fahrwasser der EZB bewegen. Japan ist von einer Normalisierung ihrer Geldpolitik noch weiter entfernt und kauft weiterhin aggressiv japanische
Staatsanleihen auf. 40% dieser Obligationen sind nun im Besitz der Bank of Japan. Wir berücksichtigen daher im Schweizerfranken und Euro nur kurz- und mittelfristige Anleihen. Die Laufzeiten bei USD-Obligationen sollten hingegen so kurz wie möglich gewählt werden. Bei der Wahl der Schuldner sollten aufgrund des guten Wirtschaftswachstums und des höheren Zinses Unternehmensanleihen gegenüber Staatsanleihen den Vorzug gegeben werden.

Aktien profitieren auf hohem Niveau
In Nordamerika, Europa und Japan profitieren die Unternehmen von einem ausgesprochen guten Umfeld: Einerseits beschert das Wirtschaftswachstum den Unternehmen steigende Umsätze und andererseits sind die Arbeitsmärkte noch nicht so angespannt, dass die Löhne ansteigen. Wir dürfen daher weiterhin ein gesundes Wachstum der Gewinne erwarten.
Gewinnentwicklung globaler Aktien
Weiteres Umsatzwachstum dürfte den Aktien steigende Gewinne bescheren.
Allerdings dämpfen die in den vergangenen Monaten angestiegenen Aktienkurse unsere Erwartung an zukünftige Kursgewinne. Wir sehen daher von einer übermässigen Gewichtung von Aktien ab. Den Aussichten für Aktien in Schwellenländern stehen wir insbesondere in China skeptisch gegenüber: Zum einen leidet China an einer Überschuldung der Unternehmen, zum anderen hat die Globalisierung, von der China viel profitiert, ihren Zenit überschritten. Protektionismus ist in der westlichen Gesellschaft populär geworden, obwohl Arbeitsplätze dem technischen Fortschritt und nicht durch Billigkonkurrenz im Ausland zum Opfer fallen. Zusätzlich könnte  ein starker US-Dollar der in Dollar verschuldeten Schwellenländer-Unternehmen Probleme bereiten.

Gold als Krisenschutz
Das Edelmetall profitiert von politischen Unsicherheiten, die jederzeit aufflammen können und dient als Schutz vor künftigen Finanzkrisen. Die Finanzmärkte wurden in den vergangen Jahren durch die expansive Geldpolitik der Notenbanken geflutet, sodass neben rekordtiefen Zinsen, hohen Aktienkursen, teuren Immobilien selbst Kunst und Antiquitäten unter Preisexzessen leiden. Stark angestiegene Preisnotierungen beinhalten oft die Gefahr von markanten Kurseinbussen. Im Gegensatz dazu ist der Goldpreis in den vergangenen Jahren stabil geblieben. Die tiefen Zinsen lassen zudem Gold als attraktives Investment erscheinen, da mit sicheren Obligationen kein Geld zu verdienen ist.

Währungen
In den vergangen Monaten konnte sich der Euro gegenüber dem US-Dollar beträchtlich erholen. Wir führen dies auf die vorderhand gesunkenen politischen Risiken in Europa zurück. Die kommenden Monate dürften hingegen von einer Gegenbewegung geprägt sein. Da die Zinsen in den USA ansteigen werden, während die Zinsen der EU auf tiefem Niveau verharren, wird der US-Dollar aufgrund dieser Zinsdifferenz an Attraktivität gewinnen.
Zinsunterschied zwischen Dollar und Euro
Der sich ausweitende Unterschied zwischen den Zinsen in den USA und in Europa ist eine starke Stütze für den Dollar.
ThomsonReuters
Der Dollar wird daher zur Stärke tendieren, jedoch wird diese Bewegung limitiert sein, denn es gilt zu beachten, dass der Dollar gegenüber dem Euro gemessen an seiner Kaufkraft teuer ist: In den USA kann mit dem selben Dollarbetrag weniger eingekauft werden als mit dem in Euro gewechselten Betrag in Deutschland.

Gemessen an der Kaufkraft ist der Euro billig
Der Euro kann nur begrenzt abwerten, da er heute gemessen an der Kaufkraft
günstig ist. Europäische Exporte würden dadurch noch stärker anschwellen.
SG Cross Asset Research/Forex
Der Euro kann nur begrenzt abwerten, da er heute gemessen an der Kaufkraft günstig ist. Europäische Exporte würden dadurch noch stärker anschwellen. Die Probleme des Euro und schwaches Wachstum in Europa gekoppelt mit der ultraexpansiven Geldpolitik der EZB führen somit zu Spannungen und Schwankungen im EUR/USDWechselkurs.
Der Schweizerfranken mit seiner impliziten Anbindung an den Euro, dürfte sich gegenüber dem Dollar auch etwas abschwächen und gegenüber dem Euro stabil bleiben. Hierzu könnte die SNB wieder zu Interventionen am Devisenmarkt gezwungen sein. Zu beachten gilt, dass bei übermässigen
Problemen im Euroraum wie beispielsweise ein drohendes Auseinanderbrechen des Euro, die SNB den Aufwertungskräften des Marktes nicht wiederstehen könnte. Wir würden wie im Januar 2015 ein Emporschnellen des Schweizerfrankens gegenüber dem Euro sehen. Das grösste Risiko für den Euro stellt wie angedeutet die Politik in Italien dar. Nur schon die Ungewissheit, dass europakritische Politiker eine gute Wahlchance haben, dürfte den Euro schwächen. Die EZB wird aber nichts unversucht lassen, um die Politik in Italien in ihrem Sinne günstig zu beeinflussen. Mario Draghis Worte «Whatever it takes» haben nach wie vor Gültigkeit.

Anlagepolitik
Das wichtigste Element unserer Anlagepolitik bleiben Aktien solider, gewinnschreibender Unternehmen. Wir halten bekannte Einzeltitel und vermehrt Exchange Traded Funds (ETF), um kostengünstig und effizient langfristige Kapitalgewinne und Dividendenerlöse zu erwirtschaften. Das solide Wirtschaftswachstum untermauert durch steigende Unternehmensgewinne die Attraktivität der Aktien. Wegen den beträchtlichen Kursrisiken gewichten wir Aktien aber neutral. Zudem ist für das Engagement in Beteiligungspapiere wichtig, über einen gebührenden Anlagehorizont zu verfügen, um mögliche Kursdellen aussitzen zu können. Obwohl festverzinsliche Anlagen wie Anleihen und Kontoguthaben eine geringe bis gar keine Rendite abwerfen, haben diese Anlagen eine wichtige Funktion: Sie sind die einzigen Instrumente, die mit grösstmöglicher Sicherheit das Kapital nominell zu schützen vermögen. Infolge der unattraktiven Renditen der Obligationen gewichten wir diese Papiere etwas schwächer. Wichtig ist hierbei, nicht in langlaufenden Anleihen einen kleinen Renditegewinn zu suchen, da bei steigenden Zinsen beträchtliche Verluste entstehen. Die gute Konjunktur unterstützt aber die Finanzkraft von Unternehmen und ist positiv für deren Bonität. Anleihen von Unternehmen sind deshalb wichtige Elemente in unseren Portefeuilles. Angesichts der unattraktiven Zinsen und erhöhten Zinsrisiken macht auch das Halten von Kontoguthaben Sinn. Gold als Krisenschutz ist in jedem unserer Portefeuilles enthalten. Jedoch limitieren wir diese Position, da sie langfristig keine Erträge erwirtschaftet.

http://www.gruebler.com/pdf/anlageperspektiven.pdf

Daniel Loebs Engagement in Disney / Performance in der NZZ

Im Artikel über Daniel Loeb ( https://www.nzz.ch/wirtschaft/daniel-loeb-ein-aktivist-heizt-den-streaming-krieg-an-ld.1698184 ) wird das Enga...