Donnerstag, 3. Februar 2022

Börsen-Interview Handelszeitung 03.02.22


Wie stark beschäftigt die Corona-Krise die Finanzmärkte noch?

Corona selbst ist weniger das Thema als die Inflation als Folge davon. Die Märkte sind mit der anziehenden Geldpolitik des US-Fed beschäftigt. Sie erwarten nun dieses Jahr fünf statt drei Zinserhöhungen. Höhere Zinsen drücken vor allem auf US-Wachstumsaktien und damit auf die besten Performer des letzten Jahres. Zahlreiche Marktteilnehmer sehen einen Wechsel von Growth zu Value Aktien. Für Aufregung sorgt zudem die Ukraine-Krise.

 

Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?

Die Aktien sind vor zwei Wochen stark gefallen und haben wahrscheinlich nach unten überschossen. Ich denke, dass die Börse von diesem überverkauften Niveau kurzfristig Potential hat.

 

Wo steht der SMI in zwölf Monaten?

Die Aktien des SMI sind auch nach der Korrektur immer noch stolz bewertet, weshalb wir nicht mit zweistelligen Kursgewinnen rechnen können. Zuviel Gutes wurde letztes Jahr vorweggenommen. Es besteht allerdings keine Alternative als in Aktien zu investieren. Ich rechne deshalb mit einer einstelligen Performance und einem Punktestand von etwa 12'700. 

 

Meta (vormals Facebook) ist nach Bekanntgabe der Quartalszahlen um 20% gefallen. Was ist geschehen?

Während die Zahlen des letzten Quartals gut waren, sind die Gewinnaussichten wegen starker Konkurrenz durch Tiktok und Google/YouTube gesunken. Hinzu kommt, dass 80% der iPhone-Nutzer das Tracking durch Apps abschalten. Erst in zwei bis drei Jahren hofft Meta mittels enormer Investitionen mit VR neues Wachstum zu generieren.

 

Mit dem Start der Olympischen Winterspiele ist China im Scheinwerferlicht der Weltöffentlichkeit. Sprechen wir statt über Sport über die Märkte: Empfiehlt es sich, auf China zu setzen?

China drosselt seine Wirtschaft wegen seiner Immobilienblase, weshalb sich chinesische Titel schlecht entwickelten. Hinzu kommen die mögliche Dekotierung der chinesischen Techaktien in den USA und der Regulierungsdruck des Techsektors in China. Die schwache Kreditvergabe hat sich zwar etwas verbessert, doch ist es noch zu früh, auf den chinesischen Markt zu setzen.

 

Die Energiepreise sind im Hoch. Wie können Anlegerinnen und Anleger von dieser Entwicklung profitieren?

Ölfirmen können aufgrund des hohen Ölpreises hohe Gewinne verzeichnen. Weiter wurden sie im Trend hin zu sauberer Energie abgestraft. Ihre Bewertungen sind deshalb sehr tief und sie verfügen über stolze Dividendenrenditen. Es spricht daher Vieles für ein Engagement über die kommenden Monate, allerdings fehlt das Potential für eine langfristig solide Performance. Ein Engagement erfolgt direkt in Aktien von BP, Exxon etc. oder über Sektor ETF. 

 

Wie attraktiv sind Schweizer Immobilienfonds und Immobilienaktien derzeit bewertet?

Was für eine Haltung empfehlen Sie zu Gold?

Immobilien sind heute basierend auf dem Zinsniveau fair bewertet. Es ist schwierig bei den heutigen Immobilienpreisen und den tiefen Renditen euphorisch zu sein. Auch bei Gold sehe ich wenig Potential, da der Goldpreis von der Entwicklung der Realzinsen (Nominalzins minus Inflation) abhängt. Der steigende Realzins (zurzeit negativ), könnte daher eher schlecht für den Goldpreis sein. Im Sinne einer Diversifikation sollte jedoch jeder Investor sowohl Immobilien als auch in geringeren Masse Gold halten.

 

Die Kryptowährung Bitcoin ist weiter unter Druck. Folgt nach dem Crash bald wieder ein Höhenflug des neuen Geldmittels?

Seit zwei Jahren korreliert Bitcoin stärker mit dem Aktienmarkt und ist damit von der Börsenstimmung abhängig. Heute bestimmen spekulative Anleger den Kurs, welche dem bekannten Muster der Finanzmärkte «risk on / risk off» folgen. Kurzfristig könnte Bitcoin daher Auftrieb erhalten. Es bleibt spannend die künftige, aber ungewisse Entwicklung zu verfolgen.

 






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