Dienstag, 28. Juni 2016

Brexit: Globalisierungsgegegner und die wirtschaftlichen Konsequenzen

Der Grund zur Annahme des Brexit kann in der gestiegenen wirtschaftlichen Ungleichheit und in der einzigartigen Abneigung der Briten gegenüber Europa gefunden werden. In den USA und Grossbritannien herrscht höhere Ungleichheit. Zusätzlich identifizieren sich die Briten ausschliesslich mit Grossbritannien und nicht mit Europa.

Die wirtschaftlichen Konsequenzen des Referendums ist schwierig abzusehen, da die Politik zuerst ihre Beziehung zu Europa neu definieren muss. Insbesondere muss zuerst klar sein, welche Kompromisse sie bereit sind einzugehen, um freien Zugang zum europäischen Markt zu erhalten. Zur Erinnerung, die EU will für den freien Marktzugang die Personenfreizügigkeit, welche das tragende Argument für den Austritt aus der EU war. Ohne freien Marktzugang haben verschiedene Wirtschaftszweige ein Problem. Beispielsweise, werden viele Autos für den Export in die EU gefertigt. Toyotas britische Fabrik produziert zu 80% für Kontinentaleuropa und eine 10-prozentige Steuer auf Exporte würde mit Sicherheit eine Verlagerung der Produktion in ein EU-Staat bedeuten. Die City of London stützt sich auf den sogenannten EU Pass für Finanzdienstleistungen, welche Banken und Versicherungen erlaubt, von London aus in der ganzen EU zu operieren und Produkte anzubieten. Ohne Pass werden diese Institute sich nach Paris, Frankfurt, Dublin oder Luxembourg verlagern. Selbst wenn Grossbritannien diesen Pass behalten kann, hat es seinen Einfluss auf die Gesetzgebung in Brüssel verloren, den sie in der Vergangenheit nutzten, um die Regulierung in ihrem Interesse zu beeinflussen.

Ich erwarte, dass Unternehmen viele Investitionsprojekte auf Eis legen, bis die Fragen nach dem Marktzutritt geklärt sind. Nur der Sturz des Pfundes lindert das Leiden der Exporteure. Aber eine schwache Währung wird auch den inflationären Druck erhöhen und die Zinsen in die Höhe treiben.


Montag, 20. Juni 2016

Interview: Verhalten positiv gestimmt für den SMI, negativ für Staatsanleihen und positiv für Gold

Interview auf finanzen.ch vom 20.06.2016

  • Was beschäftigt derzeit die Finanzmärkte?
    Die Finanzmärkte werden weiterhin vom möglichen Brexit dominiert. Das verbreitet Unsicherheit an den Märkten und verursacht eine Flucht in sichere Werte. Die Zinsen sind deswegen in Europa auf einen neuen Tiefpunkt gefallen: In Deutschland rentieren alle Bundesanleihen mit Laufzeiten unter 10 Jahren negativ und in der Schweiz sind es alle Bundesobligationen unter 25 Jahre. Es handelt sich um ein Bond-Rally, das das gesamte Europa umfasst.


  • Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
    Die Schweizer Aktienbörse wird sich in diesem Umfeld äusserst volatil verhalten: Anleger haben Aktien abgestossen und sind in vermeintlich sichere Staatsanleihen geflohen. Dieser Trend kann sehr schnell wieder kippen, sei es, dass Britannien in der EU verbleibt oder sei es, dass Investoren ihre Meinung über die Tragweite eines Austrittes ändern. Es wird deshalb eine spannende Woche an der Börse werden, deren Ausgang ungewiss ist.


  • Wo steht der SMI in 12 Monaten?
    Ich bin weiterhin verhalten positiv gestimmt: Positiv weil die Zinsen global nicht stark ansteigen werden, aber verhalten weil die Aktienbewertungen hoch sind und das Gewinnwachstum schwach ist. Der SMI wird in 12 Monaten leicht höher notieren.


  • Wo sehen Sie Chancen?
    Die Turbulenzen an den Finanzmärkten führen zu Opportunitäten, weil einzelne Aktien kurzfristig massiv korrigieren können. Qualitätswerte können in solchen Situationen zu günstigen Kursen erworben werden. Chancen sehe ich zudem bei Gold und Goldminen, da hier der Abwärtstrend gebrochen wurde. Die Minengesellschaften haben sich in den vergangenen Jahren restrukturiert und sind nun wesentlich besser aufgestellt.


  • Von welchem Investment müssen Anleger die Finger lassen?
    Die vermeintlich sicheren Staatsanleihen mit negativer Rendite beinhalten ein enormes Risiko, insbesondere die kürzlich emittierten Langläufer mit Laufzeiten von 20 bis 50 Jahren. Sollten die Zinsen um nur ein Prozent steigen, werden diese Anleihen schlagartig zwischen 20 und 30% an Wert verlieren. Dieses Risiko wird nur mit einer minimalen Rendite abgegolten, welche zusätzlich durch Bankgebühren und Steuern reduziert wird. Ebenso sind Wohnimmobilien, die heute eine Bruttorendite von weniger als 3% bieten, eine schlechte Anlageform.


  • Erwarten Sie neue Massnahmen von Seiten der Notenbanken? Die tiefen Zinsen haben zu einer massiven Ausweitung der Staatsschulden geführt, die sich wegen den Negativzinsen nicht im Staatshaushalt niederschlagen. Die Zinsersparnisse im Jahr 2015 betrugen beispielsweise für Italien € 33 Mrd. und für Deutschland € 36 Mrd. Diese Ersparnisse werden in Zukunft stark ansteigen, da Obligationen mit hohen Coupons verfallen und durch neuemittierte Anleihen mit Niedrigstzins ersetzt werden. Die Zentralbanken können daher die Zinsen nicht anheben, ohne ein enormes Haushaltsdefizit zu verursachen. Die Zinsen werden somit kurz- und mittelfristig tief bleiben.


  • Lohnt es sich, aktuell in Gold zu investieren?
    Gold ist die einzige Anlageform, die sich nicht manipulieren lässt, da deren Menge physisch begrenzt ist. Steigt aufgrund der enormen Geldschwemme die Inflation und können die Zinsen nicht angehoben werden, wird der reale Zinssatz, der nominale Zinssatz minus Inflationsrate, auf absehbare Zeit negativ. Gold bietet die Möglichkeit, dem erheblichen Kaufkraftverlust zu entkommen und die Ersparnisse real zu erhalten. Ich habe daher die Goldpositionen verdoppelt.

Daniel Loebs Engagement in Disney / Performance in der NZZ

Im Artikel über Daniel Loeb ( https://www.nzz.ch/wirtschaft/daniel-loeb-ein-aktivist-heizt-den-streaming-krieg-an-ld.1698184 ) wird das Enga...