- Was beschäftigt derzeit die Finanzmärkte?
Die Finanzmärkte werden weiterhin vom möglichen Brexit dominiert. Das verbreitet Unsicherheit an den Märkten und verursacht eine Flucht in sichere Werte. Die Zinsen sind deswegen in Europa auf einen neuen Tiefpunkt gefallen: In Deutschland rentieren alle Bundesanleihen mit Laufzeiten unter 10 Jahren negativ und in der Schweiz sind es alle Bundesobligationen unter 25 Jahre. Es handelt sich um ein Bond-Rally, das das gesamte Europa umfasst.
- Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Die Schweizer Aktienbörse wird sich in diesem Umfeld äusserst volatil verhalten: Anleger haben Aktien abgestossen und sind in vermeintlich sichere Staatsanleihen geflohen. Dieser Trend kann sehr schnell wieder kippen, sei es, dass Britannien in der EU verbleibt oder sei es, dass Investoren ihre Meinung über die Tragweite eines Austrittes ändern. Es wird deshalb eine spannende Woche an der Börse werden, deren Ausgang ungewiss ist.
- Wo steht der SMI in 12 Monaten?
Ich bin weiterhin verhalten positiv gestimmt: Positiv weil die Zinsen global nicht stark ansteigen werden, aber verhalten weil die Aktienbewertungen hoch sind und das Gewinnwachstum schwach ist. Der SMI wird in 12 Monaten leicht höher notieren.
- Wo sehen Sie Chancen?
Die Turbulenzen an den Finanzmärkten führen zu Opportunitäten, weil einzelne Aktien kurzfristig massiv korrigieren können. Qualitätswerte können in solchen Situationen zu günstigen Kursen erworben werden. Chancen sehe ich zudem bei Gold und Goldminen, da hier der Abwärtstrend gebrochen wurde. Die Minengesellschaften haben sich in den vergangenen Jahren restrukturiert und sind nun wesentlich besser aufgestellt.
- Von welchem Investment müssen Anleger die Finger lassen?
Die vermeintlich sicheren Staatsanleihen mit negativer Rendite beinhalten ein enormes Risiko, insbesondere die kürzlich emittierten Langläufer mit Laufzeiten von 20 bis 50 Jahren. Sollten die Zinsen um nur ein Prozent steigen, werden diese Anleihen schlagartig zwischen 20 und 30% an Wert verlieren. Dieses Risiko wird nur mit einer minimalen Rendite abgegolten, welche zusätzlich durch Bankgebühren und Steuern reduziert wird. Ebenso sind Wohnimmobilien, die heute eine Bruttorendite von weniger als 3% bieten, eine schlechte Anlageform.
- Erwarten Sie neue Massnahmen von Seiten der Notenbanken? Die tiefen Zinsen haben zu einer massiven Ausweitung der Staatsschulden geführt, die sich wegen den Negativzinsen nicht im Staatshaushalt niederschlagen. Die Zinsersparnisse im Jahr 2015 betrugen beispielsweise für Italien € 33 Mrd. und für Deutschland € 36 Mrd. Diese Ersparnisse werden in Zukunft stark ansteigen, da Obligationen mit hohen Coupons verfallen und durch neuemittierte Anleihen mit Niedrigstzins ersetzt werden. Die Zentralbanken können daher die Zinsen nicht anheben, ohne ein enormes Haushaltsdefizit zu verursachen. Die Zinsen werden somit kurz- und mittelfristig tief bleiben.
- Lohnt es sich, aktuell in Gold zu investieren?
Gold ist die einzige Anlageform, die sich nicht manipulieren lässt, da deren Menge physisch begrenzt ist. Steigt aufgrund der enormen Geldschwemme die Inflation und können die Zinsen nicht angehoben werden, wird der reale Zinssatz, der nominale Zinssatz minus Inflationsrate, auf absehbare Zeit negativ. Gold bietet die Möglichkeit, dem erheblichen Kaufkraftverlust zu entkommen und die Ersparnisse real zu erhalten. Ich habe daher die Goldpositionen verdoppelt.
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