Montag, 18. Januar 2016

Interview vom 18.1.2016 in Finanzen.ch:

http://www.finanzen.ch/nachrichten/aktien/Liquiditaetsschwemme-stuetzt-Aktienmaerkte-weiter-1000999855


Was beschäftigt derzeit die Finanzmärkte?
Philipp Grüebler*: Im Moment dreht sich viel um China und damit verbunden, um den sinkenden Ölpreis. Dies drückt in der Folge alles, was mit Energie und Rohstoffen zu tun hat. Der Umstand, dass die Fed zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt die Zinsen wieder anhebt, belastet ferner alle Risikopapiere.
Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Nach den starken Korrekturen sind die Märkte überverkauft. Es besteht die Möglichkeit, dass wir einen Rebound im SMI sehen werden. Aber: Zinsanhebung in den USA, Chinas wirtschaftliche Probleme und ein leicht über dem langfristigen Durchschnitt verbleibendes Kursgewinnverhältnis des Gesamtmarktes sorgen weiterhin für Nervosität. Die Märkte bleiben sehr volatil. Wer sich jetzt spekulativ engagiert, muss einen Stop-Loss setzen, um bei einer Marktpanik keinen grösseren Verlust zu erleiden.
Wo steht der SMI in zwölf Monaten?
Der SMI dürfte in zwölf Monaten zwischen 5 und 10% höher notieren. Die anhaltende Liquiditätsschwemme der Notenbanken wird die Aktienmärkte weiter stützen, jedoch fällt das globale Wirtschaftswachstum 2016 verhalten aus und ist somit keine Basis für einen starken Bullen-Markt. Trotz diesen mässigen Aussichten sollte man in Aktien investiert bleiben, denn wer heute als Investor etwas verdienen will, kann das nur mit Aktien erreichen. Die hohe Volatilität muss der Anleger finanziell und emotional verkraften können.
Wo sehen Sie Chancen?
Für Anleger, die noch ungenügend in Aktien investiert sind, bieten sich die Kursausschläge an, qualitativ hochwertige Blue-Chip-Titel wie Novartis günstig zu erwerben. Im heutigen Marktumfeld würde ich aber von einer Übergewichtung von Aktien abraten, da die hohe Volatilität kurzfristig Verluste verursachen kann.
Von welchem Investment müssen Anleger die Finger lassen?
Obschon Staatsanleihen das Portefeuille vor nominellen Verlusten schützen können, rate ich heute von einem Engagement ab: Kurzlaufende Anleihen rentieren negativ und Langläufer beinhalten ein massives Zinsrisiko, das durch die tiefen Renditen keineswegs abgegolten wird. Einzig Anleihen auf abgestrafte Schuldner wie zum Beispiel Glencore oder Gazprom scheinen attraktive Renditen zu bieten, jedoch sind auch hier negative Überraschungen möglich: Schwächere Rohstoffpreise könnten Glencore zusetzen oder Putin könnte Gazprom vorschreiben, Schulden nicht ordentlich zu bedienen.
Wie geht’s weiter beim Gold?
Kurzfristig sehe ich keine Möglichkeit eines Ausbruches des Goldpreises, da Gold auch in diesen volatilen Zeiten überhaupt nicht als Safe-Haven oder Fluchtwährung gesucht wurde. Langfristig hat Gold aber durchaus Potenzial: Die hohe Staatsverschuldung kann, wenn die Zinsen anziehen werden, zu einer Krise der Staatsfinanzen führen. In Europa und Japan sind heute schon Tendenzen zu erkennen, dass die EZB und die Bank of Japan Staatsschulden monetisieren, das heisst diese mit Notenbankgeld begleichen werden. Träfe dies ein, würden wir im Gold starke Kurssprünge sehen.
Welche Massnahmen dürften die Notenbanken treffen und was bedeutet das für die Märkte?
Die Fed wird 2016 die Zinsen nur geringfügig erhöhen, da die US Wirtschaft nicht robust genug wächst. Zieht die Fed die Zinsen zu stark an, wird auch der Dollar steigen und über geringere Exporte ihre Wirtschaft bremsen. Zudem achtet die Fed seit Greenspan auf jede Bewegung der Finanzmärkte. Die Notenbanken in Japan und Europa sind von einer Straffung der Geldpolitik ohnehin weit entfernt: Ungelöste strukturelle Probleme verhindern eine Normalisierung auf Jahre hinaus. Die Märkte werden weiterhin durch eine expansive Geldpolitik gestützt

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