Heute möchte ich einen Überblick über den Stand der US-Wirtschaft geben:
1. Die Finanzkrise von 2008 ist mit dem
Crash von 1929 zu vergleichen. Wir können daher froh sein, dass wir keine
globale Depression und Deflation haben. Es ist daher richtig, eine expansive
Geldpolitik zu betreiben, um keine Deflation aufkommen zu lassen.
2. Geldpolitik alleine kann die Wirtschaft
in einer schweren Rezession/Depression nicht ankurbeln, da wir in der sog.
Liquiditätsfalle gemäss Keynes sind. Expansive Geldpoilitik
funktioniert nicht, weil "pushing on a string" nicht funktioniert. Es
hätte daher ab 2008 eine wirksame Nachfrageseitigepolitik gebraucht. Steuergeschenke
(Angebotsseitig) nützen nicht, da sie den Konsum nicht antreiben. Stiglitz findet
in seinem Buch Freefall zudem das Argument von trickle-down und die invisible hand von Adam Smith einen Schwachsinn
(Die Hand sei deswegen unsichtbar weil sie nicht existiere). Allerdings ist die
USA heute zu verschuldet um nochmals Geld in Wachstumsprogramme zu stecken.
Zudem müssen die US Bürger zuerst wieder Ersparnisse aufbauen, bevor sie wieder
gross Konsumieren können.
3. Bei Rezession/Depression spielen psychologische Faktoren mit: Die Ausgabefreudigkeit der Konsumenten und der
Investitionswille von Unternehmen und damit das Wirtschaftswachstum sind von
Zukunftserwartungen abhängig. Diese Erwartungen werden nur zu einem Teil von
Fakten gebildet und zum Anderen von Stimmungen geprägt. Genau diesen Punkt
macht ein Paper von Woodford am Treffen von Jackson Hole: Verbale Commitments der kanadischen Zentralbanker, dass sie tiefe Zinsen garantierten, sollte die Wirtschaft nicht wachsen, seien effektiver als Programme wie Quantitative Easing. Ein anderes Beispiel für die Wirkung der Psychologie ist das
Sparparadoxon (paradox of thrift), welches besagt, dass Sparbemühungen des
Einzelnen zum Zusammenbruch der aggregierten Nachfrage führen. Ein weiteres
Beispiel ist ein Artikel des UBS Ökonomen Drew Matus, der die Abnahme des Kapitalstocks
in den USA beschreibt: Unternehmen investieren zu wenig, da Sie von einer schwachen zukünftigen Nachfrage ausgehen.
In den 30er Jahre hat der technische
Fortschritt es ermöglicht, dass die erhöhte Leistungskraft der Landwirtschaft (durch Dünger) mehr Menschen
ernähren konnte (führte zur Bevölkerungsexplosion) und dass durch die Nutzung von
Maschinen weniger Arbeitskräfte benötigte. Die Folge war eine verarmte
Landbevölkerung, die keine Produkte der Industrie mehr kaufen konnte, was diese
ebenfalls in Bedrängnis brachte. Erst die Kriegsvorbereitungen stützte die
Wirtschaft wieder und die Arbeitslosigkeit ging zurück.
Seit 20 Jahren erleben wir ebenfalls einen
Strukturwandel: die Globalisierung mit Outsourcing, die Jobs der industriellen
Massenfertigung in die Emerging Markets verlagert.
Stiglitz meint man müsse in den USA in Infrastruktur,
Technologie und Ausbildung investieren, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Allerdings schweigt er das Thema der
Verschuldung tot. Neoliberale Ökonomen bezweifeln zwar die Wirksamkeit der Massnahmen, doch möchte ich entgegenhalten, dass in allen erfolgreichen asiatischen Emerging Markets (Korea, China, Taiwan etc.) staatliche Wirtschaftspolitik sehr stark ausgeprägt ist.
Solange der Konsument in den USA seine
Finanzen nicht ins Lot gebracht hat, kann die Wirtschaft nicht nachhaltig
wachsen. Das braucht Zeit, aber eventuell könnten die von Stiglitz erwähnten Massnahmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit nützen. Dazwischen kann versucht werden, die Symptome zu
lindern (Mit Geldpolitik, Fiskalpolitik und psychologischen Massnahmen). Einen
Weg aus der Staatsschuldenproblematik sehe ich durch Inflation, die in wenigen
Jahren aufgrund der aufgeblähten Geldmenge kommen könnte. Das wird aber
ziemlich unvorteilhaft für die Sparer sein, da sie einen herben Verlust Ihrer Kaufkraft
hinnehmen müssen.
Einen Lichtblick bietet jedoch der Häusermarkt, der diesen Sommer an der Talsohle angekommen ist. Die Preise steigen auf einem sehr tiefen Niveau leicht an...