Was beschäftigt derzeit die Finanzmärkte?
Die
Märkte sind mit dem Abbau des Quantitative Easing der Notenbanken beschäftigt. Die
Fed hat dazu einen klaren Plan vorgelegt, der jedoch durch einen Führungswechsel
beeinflusst werden könnte. In Europa wird das QE-Programm wohl noch länger
laufen und etwas später terminiert werden.
Rudolf
Bohli von RBR Capital Advisors hat einen Vorschlag zur Aufspaltung der Credit Suisse in die Medien gebracht.
Allgemein wird dem Vorhaben wenig Chancen zugerechnet, da sein Paket zu klein
und sein Plan zu unausgereift ist, denn das abgespaltene Investment Banking könnte
selbstständig kaum überleben.
Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Die Firmen
melden gute Gewinnzahlen für das dritte Quartal. Das dürfte die Schweizer Börse
weiter antreiben zumal die Aussichten durch das globale Wachstum weiterhin sehr
positiv sind und die Zinsen in den kommenden Monaten auf tiefem Niveau
verharren werden.
Wo steht der SMI in zwölf Monaten?
Der
SMI wird aufgrund des guten Wirtschaftswachstums in den kommenden Monaten
weiter zulegen. Das Tempo wird allerdings etwas gemächlicher als in den
vergangenen Wochen sein. Der SMI dürfte sich in zwölf Monaten um 6800 Punkte
bewegen.
Streaming erhält immer grösseren Zulauf, das zeigen
auch die jüngsten Netflix-Zahlen. Welche Titel sollten sich Anleger jetzt
genauer ansehen?
Netflix, einziges
Streaming Pureplay und Marktführer, notiert zu Höchstkursen. Die Aktie vom
Konkurrenten Amazon ist ähnlich teuer. Interessanter finde ich die chinesischen
Internetriesen Alibaba (eCommerce), Baidu (Search Engine) und vor allem Tencent
(WeChat & Mobile Gaming), die alle auch im Streaming aktiv sind. Sie sind
teilweise innovativer als die westliche Konkurrenz und ihre Bewertungen sind aufgrund
höherer Profitabilität tiefer.
Nach dem Nein zur Altersvorsorge 2020 könnte es
eine Weile dauern, bis ein neuer Vorschlag auf dem
Tisch ist. Wie können Schweizerinnen und Schweizer in der Zwischenzeit selbst
vorsorgen?
Die Vorsorgesysteme
stehen wegen der steigenden Lebenserwartung und der tiefen Zinsen vor enormen
Problemen. Es ist daher für den Vorsorgenden wichtig, möglichst viel zur Seite
zu legen und in der Anlagepolitik auf Wachstum zu setzen. Aktien sind damit der
wichtigste Teil der Anlagestrategie. Allerdings muss der Anlagehorizont lange
genug sein, um mögliche Kursdellen auszusitzen. Also möglichst früh und viel in
Qualitätsaktien investieren. Bei anstehendem Liquiditätsbedarf muss jedoch das
Risiko angepasst werden, um nicht im Tief verkaufen zu müssen.
Vor zehn Jahren nahm die Finanzkrise
ihren Anfang. Welche Lektionen haben noch heute Gültigkeit?
Für eine Finanzblase
mit anschliessender Krise braucht es stets einen grenzenlosen Optimismus der zu
massiven spekulativen Positionen auf Kredit führt. Fallen die Kurse, wollen alle
Marktteilnehmer ihre Verluste begrenzen und verkaufen zur gleichen Zeit, worauf
die Kurse ins Bodenlose stürzen. Es ist deshalb wichtig, dass die
Marktteilnehmer nur begrenzt mit Hebel agieren. Konkret müssen beispielsweise Banken
oder Hypothekarschuldner mit genügend Eigenkapital arbeiten, um ein Unglück zu
vermeiden.
Der Nikkei-Index hangelt sich von
Rekord zu Rekord. Wo sehen Sie das vorläufige Ende dieses Hochs?
Der Nikkei hat sehr viel Nachholbedarf, da
er in den vergangenen Jahren hinter andere Börsen deutlich zurückgeblieben ist.
Das Kursgewinnverhältnis japanischer Firmen ist im internationalen Vergleich
immer noch tief. Japanische Firmen werden zusätzlich von der globalen
Konjunktur profitieren und steigende Gewinne erzielen. Der Nikkei hat deshalb
noch Potential, weshalb die Rallye in Japan fortfahren wird.