https://www.handelszeitung.ch/invest/nestles-kurs-durfte-bis-ende-jahr-nur-noch-wenig-zulegen
Was beschäftigt derzeit die Finanzmärkte?Die Finanzmärkte wurden durch schwächere Wirtschaftszahlen belastet und daraufhin durch eine expansive Geldpolitik der Zentralbanken massiv unterstützt. Es gilt zusätzlich zu beachten, dass politische Risiken bestehen: Der Handelskonflikt der USA mit diversen Handelspartnern und der Konflikt der USA mit Iran könnten jederzeit wieder aufflammen.
Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Nach der Kursrallye vom Juni erwarte ich nun kurzfristig eine Seitwärtsbewegung der Schweizer Börse. Politische Risiken können immer wieder für Volatilität sorgen. Jedoch sehe ich aufgrund der global lockeren Geldpolitik keinen Grund für grosse Kurseinbrüche.
Wo steht der SMI in zwölf Monaten?
In Anbetracht dessen, dass der SMI heute schon nahe der 10'000 Marke notiert, erwarte ich, dass er in einem Jahr bei 10‘500 Punkten zu liegen kommt. Die hohen Kurse begrenzen höheres Wachstum in der Zukunft.
Nächste Woche wird Nestlé die Halbjahreszahlen vorlegen. Wird es dem Nahrungsmittelkonzern gelingen, die hohen Erwartungen zu erfüllen? Seit Jahresanfang ist der Kurs um fast dreissig Prozent gestiegen.
Nestlé konnte im Vergleich zu anderen Nahrungsmittelkonzernen durch stetige Produktinnovation und Markenpflege kontinuierlich wachsen. Es wird ein organisches Umsatzwachstum von über 3 Prozent und eine EBIT-Marge von 17,5 Prozent bis 18,5 Prozent prognostiziert. Ich erwarte daher, dass der Konzern diese Erwartungen erfüllen kann. Der Kurs dürfte jedoch bis Ende Jahr nur noch wenig zulegen. Allenfalls könnte der Verkauf der Beteiligung an L’Oréal den Nestlé-Kurs um 5 Prozent ansteigen lassen.
Tesla hat im letzten Quartal fast achtzigtausend Autos vom Model 3 ausgeliefert. Erreicht der E-Auto-Hersteller seine hochgesteckten Geschäftsziele?
Tesla dürfte seine Ziele bezüglich Produktion erreichen. Allerdings deuten die kürzlich vorgenommenen Preisreduktionen daraufhin, dass die Nachfrage stimuliert werden musste, weil in den USA die Steuergutschrift beim Kauf von Elektrofahrzeugen reduziert wurde und traditionelle Autokonzerne nun auch mit Elektrofahrzeugen konkurrenzieren. Es ist daher möglich, dass Tesla trotz gesteigerter Produktion die Gewinnziele verfehlt.
Die globale Autoindustrie ist unter Druck. Was heisst dies für die Schweizer Zulieferfirmen, beispielsweise Autoneum oder Feintool?
Die europäische Autoindustrie hat in den vergangen zwei Jahren massiv unter dem Dieselskandal gelitten und damit auch die Schweizer Zulieferer schwer belastet. Nachdem sich die Konsumenten zurückhielten, werden sie ihren aufgestauten Bedarf wieder decken müssen. Natürlich verfügen aber Hybrid- und Elektrofahrzeuge über ein höheres Wachstum als herkömmliche Fahrzeuge. Es ist daher wichtig, dass die Zulieferer ihr Angebot entsprechend ausrichten.
Chinas Wirtschaft wächst so langsam wie seit 27 Jahren nicht mehr. Wie stark belastet die Schwäche der zweitgrössten Volkswirtschaft die globale Konjunktur?
Chinas derzeitige Wachstumsschwäche belastet aufgrund gesunkener Importe vor allem andere Schwellenländer, Japan und Europa. Allerdings fördert die chinesische Führung das Kreditwachstum massiv und könnte, sofern der Stimulus greift, bald wieder globale Wachstumsimpulse liefern.