Wie
stark beschäftigt die Corona-Krise die Finanzmärkte?
Die Märkte haben anfangs Woche nervös auf die
steigende Zahl der Corona-Fälle in Europa reagiert. Zudem lässt das
Stimuluspaket der US-Regierung auf sich warten. Nach einer Beruhigung hat sich
der Fokus dann auf die hochbewerteten Technologie-Aktien verschoben, bei
welchen nach Enttäuschungen Verluste hingenommen werden mussten.
Wie
wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Die Schweizer Börse dürfte
sich kurzfristig - trotz der Unsicherheiten und den hohen Bewertungen - seitwärts
bewegen, da sie durch das grosse Gewicht an Pharma- und Nahrungsmittelwerten
einen defensiven Charakter hat.
Wo
steht der SMI in zwölf Monaten?
Die Notenbanken werden
die Märkte weiterhin mit viel Liquidität unterstützen, und ermöglichen so hohe
Bewertungen. Viel hängt weiter von der Entwicklung der Pandemie und den fiskalischen
Unterstützungsprogrammen ab. Vorausgesetzt wir haben 2021 einen wirkungsvollen
Impfstoff zur Verfügung und die Wirtschaft wird weiter gestützt, werden wir
11‘000 Punkte in einem Jahr überschreiten.
Der
E-LKW-Hersteller Nikola ist an der Börse auf Abwärtskurs. Wie schlimm steht es
um den zum Tesla-Rivalen stilisierten US-Konzern?
Der Vorwurf, dass Nikola über keinerlei Technologie
verfügt, konnte bislang nicht entkräftet werden und inzwischen ermittelt auch die
SEC. Positiv ist, dass der umstrittene Präsident Trevor Milton zurücktrat und seine
Stelle ein Ex-Manager von GM übernahm. Partner GM bestätigt zudem, dass sie Nikola
eingehend geprüft hätten. Sollten GM und andere Partner wie Bosch jedoch das
Vertrauen verlieren, wären die Aussichten für Nikola sehr schlecht.
Der
Sommer ist vorbei, wir steuern auf das Jahresende zu. Wie düster ist die
Zwischenbilanz nach einem halben Jahr Pandemie – wie präsentiert sich die
Situation an Börsen, in Unternehmen und in der Gesamtwirtschaft?
Die
Börsen wurden durch die Liquitätsschwemme der Zentralbanken beflügelt und haben
sich gut erholt. Wie erwähnt ist die Wirtschaft noch auf staatliche
Unterstützung angewiesen, wobei die wirtschaftliche Situation je nach Branche
unterschiedlich ist: Die IT-Unternehmen haben von der Pandemie profitiert, während
die Industrie nach dem tiefen Einbruch wieder an Schwung gewinnt. Die Reise-
und Event-Branche werden sich hingegen nicht so schnell erholen.
Die Führung der UBS
liebäugelt mit einer Fusion oder einer Übernahme einer anderen Grossbank – als
Kandidatinnen kommen offenbar die Credit Suisse, Deutsche Bank, Barclays und
weitere infrage.
Wie wahrscheinlich ist eine solcher Mega-Deal der grössten Schweizer Bank?
Eine
Fusion von UBS und Credit Suisse würde für die Schweiz ein grosses
Klumpenrisiko darstellen, weshalb die Finma für die neue Bank mehr Eigenkapital
vorschreiben dürfte. Dazu kommen noch wettbewerbspolitische Einwände. Die
Deutsche Bank ist vor allem im volatilen Investment Banking tätig, welches die
UBS in den letzten zehn Jahren stark abgebaut hat. Interessanter wäre ein
Zusammengehen mit Barclays, welche breiter aufgestellt ist und die UBS besser
ergänzen würde.
Welche Mischung sollte das
Portfolio einer durchschnittlichen Anlegerin heute aufweisen – wie viel Platz
räumen Sie den Aktien ein, wie würden Sie Gold, Immobilien und Obligationen
gewichten?
Eine
Anlegerin mit einem Anlagehorizont von sieben bis zehn Jahren sollte einen
wesentlichen Anteil in Sachwerte investieren, da diese langfristig das grösste Wachstum
generieren: Aktien 50%, Immobilien 5% und Gold 5%. Obligationen, früher der
stabile Kern eines Portefeuilles, müssen mit 20% stark untergewichtet werden, da
deren Rendite-/Risikoverhältnis heute sehr ungünstig ist. Der Anteil an
Liquidität ist daher mit 20% entsprechend hoch.
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