Montag, 21. November 2016

BÖRSENAUSBLICK: Schwellenländer würden am stärksten leiden

Die Wahl Donald Trump hat den Dollar beflügelt, sagt Portfolio-Manager Peter Grüebler. Drohende protektionistische Massnahmen erzeugten Druck, vor allem in den Schwellenländern. Für den SMI sei dennoch Positives zu erwarten.

- Was beschäftigt derzeit die Finanzmärkte?
Die Überzeugung, dass die Präsidentschaft von Trump höheres Wachstum, Inflation und eine höhere Staatsverschuldung bringen wird, hat das Marktsentiment dominiert, den Dollar beflügelt und Anleger aus Regierungsanleihen gelockt. Der Fokus hat sich dadurch weg von der Geldpolitik hin zur Fiskalpolitik verschoben. Höhere US-Zinsen und ein stärkerer US-Dollar haben die Schwellenländer aufgrund ihrer hohen Verschuldung in Dollar unter Druck gesetzt. Zusätzlich würden sie am stärksten unter protektionistischen Massnahmen einer Trump-Regierung leiden.
- Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Ich bin kurzfristig positiv gestimmt: Pharmatitel und Finanzwerte werden der Schweizer Börse Schub verleihen, nachdem diese in den vergangenen Monaten stark korrigiert haben.
Wo steht der SMI in 12 Monaten?
Auch über 12 Monate bin ich optimistisch. Der SMI hat in den vergangenen Monaten fast 10% verloren. Es ist daher beträchtliches Potential vorhanden. Ich sehe keinen Grund, dass er in den nächsten Monaten nicht aufholt und um 8800 Punkten notieren wird.
- Wo sehen Sie Chancen?
Die erwartete Aufhebung der strikten Regulierung des Investment Banking in den USA (Dodd Frank Act) beflügelt Bankaktien. Ebenso erholen sich Pharmawerte, nachdem die Gefahr der restriktiven Politik einer Clinton-Regierung vom Tisch ist. Des Weiteren dürften Rüstungswerte von höheren Ausgaben in den USA unter Trump profitieren. Auch der angedeutete isolationistische Kurs der USA zwingt regionale Mächte, ihre Waffensysteme aufzustocken. Diese internationale Machtverschiebung von den USA hin zu regionalen Kräften birgt ferner ein erhebliches geopolitisches Risikopotenzial.
- Von welchem Investment müssen Anleger die Finger lassen?
Anlagen in Emerging Markets und grosse multinationale Firmen werden aufgrund des steigenden Protektionismus unter Druck kommen. Überdies sind langlaufende Staatsanleihen infolge des Zinsrisikos besonders verletzlich. In den vergangen Tagen verzeichneten diese Obligationen bereits erhebliche Kurseinbussen.
Erwarten Sie neue Massnahmen von Seiten der Notenbanken?
Die Wirtschaft in den USA hat in den letzten Monaten an Kraft gewonnen und dürfte sich mit dem geplanten Stimulus-Programm weiter beschleunigen. Die FED wird vor diesem Hintergrund die Zinsen anheben müssen. Die Schritte werden anfangs sicher noch zaghaft sein, da Yellen keinesfalls das Wachstum abwürgen will. Im Gegensatz dazu könnten sich in Europa und Japan die Notenbanken verleitet fühlen, neben Obligationen auch Aktien zu kaufen, um ihre stagnierende Wirtschaft anzukurbeln.
- Wovon wurden Sie jüngst positiv oder negativ überrascht?

Natürlich hat die Wahl Trumps auch mich überrascht obwohl die Umfragen zum Schluss ein knappes Resultat prognostizierten. Die künftige Entwicklung bleibt abzuwarten, denn der Kandidat Trump hat viele widersprüchliche Versprechen abgegeben, welche teilweise unvereinbar mit den wirtschaftlichen Interessen der USA sind. Ich denke dabei vor allem an die Zusicherung, NAFTA und andere Handelsvereinbarungen zu kippen. Ausserdem war der rasche globale Zinsanstieg im Nachgang eine Überraschung. Ich werte dies positiv, da er für eine stärkere US-Wirtschaft steht.

Dienstag, 28. Juni 2016

Brexit: Globalisierungsgegegner und die wirtschaftlichen Konsequenzen

Der Grund zur Annahme des Brexit kann in der gestiegenen wirtschaftlichen Ungleichheit und in der einzigartigen Abneigung der Briten gegenüber Europa gefunden werden. In den USA und Grossbritannien herrscht höhere Ungleichheit. Zusätzlich identifizieren sich die Briten ausschliesslich mit Grossbritannien und nicht mit Europa.

Die wirtschaftlichen Konsequenzen des Referendums ist schwierig abzusehen, da die Politik zuerst ihre Beziehung zu Europa neu definieren muss. Insbesondere muss zuerst klar sein, welche Kompromisse sie bereit sind einzugehen, um freien Zugang zum europäischen Markt zu erhalten. Zur Erinnerung, die EU will für den freien Marktzugang die Personenfreizügigkeit, welche das tragende Argument für den Austritt aus der EU war. Ohne freien Marktzugang haben verschiedene Wirtschaftszweige ein Problem. Beispielsweise, werden viele Autos für den Export in die EU gefertigt. Toyotas britische Fabrik produziert zu 80% für Kontinentaleuropa und eine 10-prozentige Steuer auf Exporte würde mit Sicherheit eine Verlagerung der Produktion in ein EU-Staat bedeuten. Die City of London stützt sich auf den sogenannten EU Pass für Finanzdienstleistungen, welche Banken und Versicherungen erlaubt, von London aus in der ganzen EU zu operieren und Produkte anzubieten. Ohne Pass werden diese Institute sich nach Paris, Frankfurt, Dublin oder Luxembourg verlagern. Selbst wenn Grossbritannien diesen Pass behalten kann, hat es seinen Einfluss auf die Gesetzgebung in Brüssel verloren, den sie in der Vergangenheit nutzten, um die Regulierung in ihrem Interesse zu beeinflussen.

Ich erwarte, dass Unternehmen viele Investitionsprojekte auf Eis legen, bis die Fragen nach dem Marktzutritt geklärt sind. Nur der Sturz des Pfundes lindert das Leiden der Exporteure. Aber eine schwache Währung wird auch den inflationären Druck erhöhen und die Zinsen in die Höhe treiben.


Montag, 20. Juni 2016

Interview: Verhalten positiv gestimmt für den SMI, negativ für Staatsanleihen und positiv für Gold

Interview auf finanzen.ch vom 20.06.2016

  • Was beschäftigt derzeit die Finanzmärkte?
    Die Finanzmärkte werden weiterhin vom möglichen Brexit dominiert. Das verbreitet Unsicherheit an den Märkten und verursacht eine Flucht in sichere Werte. Die Zinsen sind deswegen in Europa auf einen neuen Tiefpunkt gefallen: In Deutschland rentieren alle Bundesanleihen mit Laufzeiten unter 10 Jahren negativ und in der Schweiz sind es alle Bundesobligationen unter 25 Jahre. Es handelt sich um ein Bond-Rally, das das gesamte Europa umfasst.


  • Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
    Die Schweizer Aktienbörse wird sich in diesem Umfeld äusserst volatil verhalten: Anleger haben Aktien abgestossen und sind in vermeintlich sichere Staatsanleihen geflohen. Dieser Trend kann sehr schnell wieder kippen, sei es, dass Britannien in der EU verbleibt oder sei es, dass Investoren ihre Meinung über die Tragweite eines Austrittes ändern. Es wird deshalb eine spannende Woche an der Börse werden, deren Ausgang ungewiss ist.


  • Wo steht der SMI in 12 Monaten?
    Ich bin weiterhin verhalten positiv gestimmt: Positiv weil die Zinsen global nicht stark ansteigen werden, aber verhalten weil die Aktienbewertungen hoch sind und das Gewinnwachstum schwach ist. Der SMI wird in 12 Monaten leicht höher notieren.


  • Wo sehen Sie Chancen?
    Die Turbulenzen an den Finanzmärkten führen zu Opportunitäten, weil einzelne Aktien kurzfristig massiv korrigieren können. Qualitätswerte können in solchen Situationen zu günstigen Kursen erworben werden. Chancen sehe ich zudem bei Gold und Goldminen, da hier der Abwärtstrend gebrochen wurde. Die Minengesellschaften haben sich in den vergangenen Jahren restrukturiert und sind nun wesentlich besser aufgestellt.


  • Von welchem Investment müssen Anleger die Finger lassen?
    Die vermeintlich sicheren Staatsanleihen mit negativer Rendite beinhalten ein enormes Risiko, insbesondere die kürzlich emittierten Langläufer mit Laufzeiten von 20 bis 50 Jahren. Sollten die Zinsen um nur ein Prozent steigen, werden diese Anleihen schlagartig zwischen 20 und 30% an Wert verlieren. Dieses Risiko wird nur mit einer minimalen Rendite abgegolten, welche zusätzlich durch Bankgebühren und Steuern reduziert wird. Ebenso sind Wohnimmobilien, die heute eine Bruttorendite von weniger als 3% bieten, eine schlechte Anlageform.


  • Erwarten Sie neue Massnahmen von Seiten der Notenbanken? Die tiefen Zinsen haben zu einer massiven Ausweitung der Staatsschulden geführt, die sich wegen den Negativzinsen nicht im Staatshaushalt niederschlagen. Die Zinsersparnisse im Jahr 2015 betrugen beispielsweise für Italien € 33 Mrd. und für Deutschland € 36 Mrd. Diese Ersparnisse werden in Zukunft stark ansteigen, da Obligationen mit hohen Coupons verfallen und durch neuemittierte Anleihen mit Niedrigstzins ersetzt werden. Die Zentralbanken können daher die Zinsen nicht anheben, ohne ein enormes Haushaltsdefizit zu verursachen. Die Zinsen werden somit kurz- und mittelfristig tief bleiben.


  • Lohnt es sich, aktuell in Gold zu investieren?
    Gold ist die einzige Anlageform, die sich nicht manipulieren lässt, da deren Menge physisch begrenzt ist. Steigt aufgrund der enormen Geldschwemme die Inflation und können die Zinsen nicht angehoben werden, wird der reale Zinssatz, der nominale Zinssatz minus Inflationsrate, auf absehbare Zeit negativ. Gold bietet die Möglichkeit, dem erheblichen Kaufkraftverlust zu entkommen und die Ersparnisse real zu erhalten. Ich habe daher die Goldpositionen verdoppelt.

Montag, 18. Januar 2016

Interview vom 18.1.2016 in Finanzen.ch:

http://www.finanzen.ch/nachrichten/aktien/Liquiditaetsschwemme-stuetzt-Aktienmaerkte-weiter-1000999855


Was beschäftigt derzeit die Finanzmärkte?
Philipp Grüebler*: Im Moment dreht sich viel um China und damit verbunden, um den sinkenden Ölpreis. Dies drückt in der Folge alles, was mit Energie und Rohstoffen zu tun hat. Der Umstand, dass die Fed zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt die Zinsen wieder anhebt, belastet ferner alle Risikopapiere.
Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Nach den starken Korrekturen sind die Märkte überverkauft. Es besteht die Möglichkeit, dass wir einen Rebound im SMI sehen werden. Aber: Zinsanhebung in den USA, Chinas wirtschaftliche Probleme und ein leicht über dem langfristigen Durchschnitt verbleibendes Kursgewinnverhältnis des Gesamtmarktes sorgen weiterhin für Nervosität. Die Märkte bleiben sehr volatil. Wer sich jetzt spekulativ engagiert, muss einen Stop-Loss setzen, um bei einer Marktpanik keinen grösseren Verlust zu erleiden.
Wo steht der SMI in zwölf Monaten?
Der SMI dürfte in zwölf Monaten zwischen 5 und 10% höher notieren. Die anhaltende Liquiditätsschwemme der Notenbanken wird die Aktienmärkte weiter stützen, jedoch fällt das globale Wirtschaftswachstum 2016 verhalten aus und ist somit keine Basis für einen starken Bullen-Markt. Trotz diesen mässigen Aussichten sollte man in Aktien investiert bleiben, denn wer heute als Investor etwas verdienen will, kann das nur mit Aktien erreichen. Die hohe Volatilität muss der Anleger finanziell und emotional verkraften können.
Wo sehen Sie Chancen?
Für Anleger, die noch ungenügend in Aktien investiert sind, bieten sich die Kursausschläge an, qualitativ hochwertige Blue-Chip-Titel wie Novartis günstig zu erwerben. Im heutigen Marktumfeld würde ich aber von einer Übergewichtung von Aktien abraten, da die hohe Volatilität kurzfristig Verluste verursachen kann.
Von welchem Investment müssen Anleger die Finger lassen?
Obschon Staatsanleihen das Portefeuille vor nominellen Verlusten schützen können, rate ich heute von einem Engagement ab: Kurzlaufende Anleihen rentieren negativ und Langläufer beinhalten ein massives Zinsrisiko, das durch die tiefen Renditen keineswegs abgegolten wird. Einzig Anleihen auf abgestrafte Schuldner wie zum Beispiel Glencore oder Gazprom scheinen attraktive Renditen zu bieten, jedoch sind auch hier negative Überraschungen möglich: Schwächere Rohstoffpreise könnten Glencore zusetzen oder Putin könnte Gazprom vorschreiben, Schulden nicht ordentlich zu bedienen.
Wie geht’s weiter beim Gold?
Kurzfristig sehe ich keine Möglichkeit eines Ausbruches des Goldpreises, da Gold auch in diesen volatilen Zeiten überhaupt nicht als Safe-Haven oder Fluchtwährung gesucht wurde. Langfristig hat Gold aber durchaus Potenzial: Die hohe Staatsverschuldung kann, wenn die Zinsen anziehen werden, zu einer Krise der Staatsfinanzen führen. In Europa und Japan sind heute schon Tendenzen zu erkennen, dass die EZB und die Bank of Japan Staatsschulden monetisieren, das heisst diese mit Notenbankgeld begleichen werden. Träfe dies ein, würden wir im Gold starke Kurssprünge sehen.
Welche Massnahmen dürften die Notenbanken treffen und was bedeutet das für die Märkte?
Die Fed wird 2016 die Zinsen nur geringfügig erhöhen, da die US Wirtschaft nicht robust genug wächst. Zieht die Fed die Zinsen zu stark an, wird auch der Dollar steigen und über geringere Exporte ihre Wirtschaft bremsen. Zudem achtet die Fed seit Greenspan auf jede Bewegung der Finanzmärkte. Die Notenbanken in Japan und Europa sind von einer Straffung der Geldpolitik ohnehin weit entfernt: Ungelöste strukturelle Probleme verhindern eine Normalisierung auf Jahre hinaus. Die Märkte werden weiterhin durch eine expansive Geldpolitik gestützt

Daniel Loebs Engagement in Disney / Performance in der NZZ

Im Artikel über Daniel Loeb ( https://www.nzz.ch/wirtschaft/daniel-loeb-ein-aktivist-heizt-den-streaming-krieg-an-ld.1698184 ) wird das Enga...