Die Wahl Donald Trump hat den Dollar beflügelt, sagt Portfolio-Manager Peter Grüebler. Drohende protektionistische Massnahmen erzeugten Druck, vor allem in den Schwellenländern. Für den SMI sei dennoch Positives zu erwarten.
- Was
beschäftigt derzeit die Finanzmärkte?
Die Überzeugung,
dass die Präsidentschaft von Trump höheres Wachstum, Inflation und eine höhere
Staatsverschuldung bringen wird, hat das Marktsentiment dominiert, den Dollar
beflügelt und Anleger aus Regierungsanleihen gelockt. Der Fokus hat sich
dadurch weg von der Geldpolitik hin zur Fiskalpolitik verschoben. Höhere
US-Zinsen und ein stärkerer US-Dollar haben die Schwellenländer aufgrund ihrer
hohen Verschuldung in Dollar unter Druck gesetzt. Zusätzlich würden sie am
stärksten unter protektionistischen Massnahmen einer Trump-Regierung leiden.
- Wie
wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Ich bin
kurzfristig positiv gestimmt: Pharmatitel und Finanzwerte werden der Schweizer
Börse Schub verleihen, nachdem diese in den vergangenen Monaten stark
korrigiert haben.
- Wo steht der SMI in 12 Monaten?
Auch über 12 Monate bin ich optimistisch. Der SMI hat in den
vergangenen Monaten fast 10% verloren. Es ist daher beträchtliches Potential
vorhanden. Ich sehe keinen Grund, dass er in den nächsten Monaten nicht aufholt
und um 8800 Punkten notieren wird.
- Wo sehen Sie Chancen?
Die erwartete Aufhebung der strikten Regulierung des Investment Banking
in den USA (Dodd Frank Act) beflügelt Bankaktien. Ebenso erholen sich
Pharmawerte, nachdem die Gefahr der restriktiven Politik einer Clinton-Regierung
vom Tisch ist. Des Weiteren dürften Rüstungswerte von höheren Ausgaben in den
USA unter Trump profitieren. Auch der angedeutete isolationistische Kurs der
USA zwingt regionale Mächte, ihre Waffensysteme aufzustocken. Diese
internationale Machtverschiebung von den USA hin zu regionalen Kräften birgt ferner
ein erhebliches geopolitisches Risikopotenzial.
- Von welchem Investment müssen Anleger die Finger lassen?
Anlagen in Emerging Markets und grosse multinationale Firmen werden aufgrund
des steigenden Protektionismus unter Druck kommen. Überdies sind langlaufende Staatsanleihen
infolge des Zinsrisikos besonders verletzlich. In den vergangen Tagen verzeichneten
diese Obligationen bereits erhebliche Kurseinbussen.
- Erwarten Sie
neue Massnahmen von Seiten der Notenbanken?
Die
Wirtschaft in den USA hat in den letzten Monaten an Kraft gewonnen und dürfte sich
mit dem geplanten Stimulus-Programm weiter beschleunigen. Die FED wird vor diesem
Hintergrund die Zinsen anheben müssen. Die Schritte werden anfangs sicher noch
zaghaft sein, da Yellen keinesfalls das Wachstum abwürgen will. Im Gegensatz
dazu könnten sich in Europa und Japan die Notenbanken verleitet fühlen, neben
Obligationen auch Aktien zu kaufen, um ihre stagnierende Wirtschaft
anzukurbeln.
- Wovon wurden Sie jüngst positiv oder negativ überrascht?
Natürlich hat die Wahl Trumps auch mich überrascht obwohl die Umfragen
zum Schluss ein knappes Resultat prognostizierten. Die künftige Entwicklung bleibt
abzuwarten, denn der Kandidat Trump hat viele widersprüchliche Versprechen
abgegeben, welche teilweise unvereinbar mit den wirtschaftlichen Interessen der
USA sind. Ich denke dabei vor allem an die Zusicherung, NAFTA und andere
Handelsvereinbarungen zu kippen. Ausserdem war der rasche globale Zinsanstieg
im Nachgang eine Überraschung. Ich werte dies positiv, da er für eine stärkere
US-Wirtschaft steht.
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