Was beschäftigt derzeit die Finanzmärkte?
Zurzeit lasten geopolitische
Risiken wie Brexit, Handelskrieg und Konflikt im Mittleren Osten auf den
Finanzmärkten. Zudem hat sich das globale Wachstum etwas abgeschwächt. Investoren
fliehen deshalb in Staatsanleihen und den US-Dollar, während sie Aktien und den
Euro meiden.
Wie wird sich die Schweizer Börse kurzfristig entwickeln?
Kurzfristig dürfte sich die Börse
seitwärts bewegen, denn die Schweizer Börse hat erstens seit Jahresbeginn enorm
zugelegt und zweitens ist die Stimmung aufgrund des negativen
Nachrichtenflusses schlecht. Korrekturen wie wir sie Ende 2018 erlebt haben,
sind deshalb nicht auszuschliessen, insbesondere in Anbetracht der aktuellen
Risiken. Ich rechne aber nicht mit einem Oktober-Crash, da das wirtschaftliche
Umfeld noch solide ist.
Wo steht der SMI in zwölf Monaten?
Der SMI hat durch sein hohes
Gewicht an Titeln wie Nestlé, Novartis und Roche einen defensiven Charakter.
Trotz den Schwierigkeiten dürfte er daher bei 10‘500 in einem Jahr schliessen.
Die Schweizer Bankentitel legen zu –
die UBS war die beste SMI-Aktie im September. Wie erklären Sie sich das?
Die Bankentitel sind infolge der
schlechten Kursentwicklung der letzten Jahre stark gedrückt, weil Negativzinsen
schwer auf den Erträgen lasten und die Branche zusätzlich geringe
Wachstumschancen bietet. Die UBS-Aktie war bis August so tief gesunken, dass
eine Gegenbewegung einsetzen musste. Mit einer aktuellen Dividendenrendite von
6.4% und einem Preis-/Buchverhältnis von 0.75 ist die UBS Aktie auch nach dem
Anstieg im September immer noch sehr günstig.
Soll man also wieder auf Bankentitel
setzen?
Aus heutigem Blickwinkel kann langfristig
leider nur wenig Gewinnwachstum erwartet werden. Als kurzfristige Trading-Idee
sind die Banktitel aufgrund der tiefen Bewertung durchaus attraktiv. Die
Dividendenrendite der UBS AG von 6.4% bietet zudem eine stattliche Risikoprämie.
Führende Ökonomen zeichnen ein
düsteres Bild der Weltwirtschaft. Geht der Abschwung nun in den kommenden
Monaten richtig los?
Bislang hat der Abschwung vor allem in der
Industrieproduktion stattgefunden, der grössere Dienstleistungssektor
entwickelte sich positiv. Die Verschärfung des Handelskonfliktes würde der
Wirtschaft global aber weiter zusetzen und einen breiten Abschwung auslösen.
Die drohende Arbeitslosigkeit sollte den Regierungen Anreiz geben, dies zu
verhindern. Mit Fiskalpolitik wie Infrastrukturprogrammen in China, USA und
Deutschland könnte die Wirtschaft zusätzlich gestützt und die Produktivität erhöht
werden.
Die EU rechnet noch im Oktober mit
neuen US-Strafzöllen. Was sind die Auswirkungen für die Schweiz?
Strafzölle auf europäische Industriegüter und insbesondere
auf Automobile wären schlecht für die Schweiz, da zahlreiche inländische
Zulieferer die Konsequenzen von tieferen Verkaufszahlen und höherem Preisdruck
spüren würden. Langfristig sollte Europa jedoch weniger unter zunehmenden Druck
geraten als China, da die US-Bevölkerung Europa im Gegensatz zu China nicht als
unfairen Wettbewerber sieht. Der politische Rückhalt wäre nicht gegeben.
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